Der ungeliebte Bayer

Vor 90 Jahren wurde der Pazifist Kurt Eisner ermordet

»Man kann einem Mordanschlag auf die Dauer nicht ausweichen«, fand das Opfer – und verzichtete gelassen auf Polizeischutz: »Man kann mich ja nur einmal totschießen.« Das aber reichte dem Mörder, der zur Sicherheit ein zweites Mal aus nächster Nähe abdrückte. »Ich hasse den Bolschewismus«, rechtfertigte er sich, »ich bin und denke deutsch, ich hasse die Juden, ich liebe das wahre Bayernvolk.« Kein Mitleid mit dem Opfer? Ach was! Der Mann, der vor dem Attentäter sein Leben aushauchte, war »Bolschewist, er ist Jude, er ist kein Deutscher, er fühlt nicht deutsch, er untergräbt jedes vaterländische Denken und Fühlen, er ist ein Landesverräter.« Landesverräter, zumal jüdische, müssen sterben.

Das Opfer hieß Kurt Eisner. Sein Amt als Ministerpräsident Bayerns trat er am 7. November 1918 an. Eine Revolution hatte die seit sieben Jahrhunderten herrschenden Wittelsbacher vom Thron gefegt; zwei Tage bevor auch im Deutschen Reich das Totenglö...


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