nd-aktuell.de / 21.02.2009 / Sport / Seite 11

Alles, nur kein Mini-Hoffenheim

Falko Götz über seinen Trainerjob bei Regionalligist Holstein Kiel

Heute startet die Rückrunde der Regionalliga Nord. Holstein Kiel führt vor dem 1. FC Magdeburg, dem Halleschen FC und Babelsberg 03. Die vier Aufstiegskandidaten trennen nur fünf Punkte. Vor dem Spitzenspiel Kiel gegen Magdeburg sprach ALEXANDER LUDEWIG für ND mit FALKO GÖTZ, der in der Winterpause trotz Tabellenführung den Kieler Trainer Peter Vollmann ablöste.

ND: Warum haben Sie sich für die vierte Liga und Kiel entschieden?
Götz: Es gab auch Anfragen von Bundesligaklubs, doch nur als sogenannter Feuerwehrmann. Ich arbeite lieber mit einem langfristigen Konzept. In Kiel ist eine gute Nachwuchsarbeit genau wie die Infrastruktur schon vorhanden.

War es unangenehm, den Posten eines Trainers zu übernehmen, der das Team auf Platz eins geführt hat?
Natürlich hat man Zweifel, denn die Situation war schon etwas unglücklich. Aber der Kontakt bestand lange vorher, da der Verein nach einem neuen, nachhaltigen Konzept gesucht hat.

Sie sollen im Verein weitreichende Kompetenzen haben?
Als Cheftrainer des Gesamtvereins und Sportlicher Leiter bin ich für den kompletten sportlichen Bereich verantwortlich, von der Jugend bis zur ersten Mannschaft.

Welche Vorteile hat es, dass eine Person die Entscheidungsgewalt hat?
Man kann eine Philosophie besser verfolgen und realisieren, es gibt weniger Entscheidungswege. Ich habe zunächst das Spielsys-tem geändert und angefangen, das Konzept für ein nachhaltiges Scoutingsystem umzusetzen.

Nach Ihrer Vorstellung als Kieler Trainer mit äußerst ambitionierten Plänen – 2009 Aufstieg in die 3. Liga, mittelfristig in die 2. Bundesliga – war oft von einem Mini-Hoffenheim die Rede. Teilen Sie diese Einschätzung?
Wir haben andere Voraussetzungen und nicht deren Wirtschaftskraft. Wir setzen auf junge Spieler, die das Ziel haben, einmal ganz oben zu spielen, den Durchbruch aber noch nicht geschafft haben. Bei uns können sie sich weiterentwickeln.

Sie verlangen von den Spielern absolute Identifikation mit dem Verein. Wie leben Sie das vor?
Ich bin von Berlin nach Kiel gezogen. Man muss nah dran sein, um auch die Stimmung im Umfeld zu spüren. Zudem ist der Ausgleich mit der Familie nach der Arbeit wichtig, lange Autofahrten wären da ein Problem.