nd-aktuell.de / 21.02.2009 / Sport / Seite 10

Amerikaner im Auslauf

Jirka Grahl, Liberec
Neben der Spur: Amerikaner im Auslauf

Gestern war ein großer Tag für Victor Method aus Park City in Utah. Der freundliche Amerikaner mit dem schwarzen Hut stand am Auslauf der Liberecer Schanze und herzte beinahe jede Skispringerin. »Das ist ein historischer Tag für das Skispringen«, sagte er. Dann endlich kam das Beste: Er konnte die neue Weltmeisterin Lindsey Van umarmen, die aus Park City stammt. »Nein, ich bin nicht der Trainer, ich bin Lobbyist. Das ist hier die erste Sprungmedaille für einen Amerikaner – und das seit 1924«, sagte er.

Method vergisst nicht, wozu er nach Tschechien geflogen ist. Er ist Vizepräsident vom Women's Ski Jumping USA (WSJUSA), eine Art Stiftung, die Eltern gegründet haben, um die amerikanischen Skispringerinnen zu unterstützen. Die US-Athletinnen hatten bis vor kurzem viel Hilfe nötig, wie Method erzählt: »Erst 2006 sind unsere Springerinnen in die Nationalmannschaft aufgenommen worden.« Mit dem, was nun an Geld da ist, finanziert WSJUSA das Trainingslager in Japan, ständig versucht man, neue Geldgeber für die US-Springerinnen zu finden.

Das wichtigste Projekt, für das Method wirbt, läuft allerdings derzeit in Kanada: Method gehört zum Unterstützerteam jener Skispringerinnen (darunter Weltmeisterin Lindsey Van), das vor einem Gericht in British Columbia dagegen klagen will, dass die springenden Frauen von der Winterolympia 2010 in Vancouver ausgeschlossen werden. Das IOC hat eine Teilnahme der Springerinnen gegen den Willen des Ski-Weltverbandes FIS abgelehnt.

Weil aber die kanadischen Olympiaanlagen mit öffentlichen Geldern errichtet wurden und man in Nordamerika sehr sensibel in Gleichstellungsfragen ist, könnte das Gericht am 20. April 2008 durchaus noch verlangen, dass die Frauen mitmachen dürfen. Method glaubt fest daran. Warum? »Den Schanzenrekord auf der Normalschanze von Whistler Mountain hält Lindsey Van mit 105,5 Metern. So weit ist dort noch kein Mann gesprungen«, sagt er.