nd-aktuell.de / 21.02.2009 / Kultur / Seite 4

Pour Armenie

Charles Aznavour / Der Chansonsänger (84) wird Botschafter Armeniens in der Schweiz

Hanno Harnisch

Sein richtiger Name lautet eigentlich Shahnourh Vernagh Aznavourian. Der Vater des Mannes, der daraus Charles Aznavour machte, war ein armenischer Sänger, die Mutter eine Schauspielerin, mit Wurzeln in Georgien. Die Eltern flohen schon vor der Geburt ihres Sohnes, der einmal weltberühmt werden sollte, nach Paris, wo Shahnourh (Charles) vor 84 Jahren geboren wurde. Der Vater brachte ihm armenische Lieder bei und weckte offensichtlich eine besondere Liebe seines hoch begabten Jungen zu seiner kaukasischen Heimat.

Aznavour, der sich als junger Mann selber als Kommunist bezeichnete, schenkte der Welt über 1000 Chansons. Was in Frankreich Marcel Marceau für die Pantomime, Michel Piccoli für den Film oder gar Pablo Picasso für die Malerei war, das ist Charles Aznavour für das Chanson. Wenn er in der nächsten Zukunft armenischer Botschafter in der Schweiz wird, kommt das nicht völlig überraschend. Im geschichtsträchtigen Jahr 1989 sang er das Lied »Pour toi, Armenie« (Für dich, Armenien). Im Jahre 1993, nach dem Zerfall der Sowjetunion, wurde er zum armenischen Sonderbotschafter für humanitäre Aktionen ernannt. Vor vier Jahren wurde Aznavour auch noch UNESCO-Sonderbotschafter für Armenien.

»Was für Armenien wichtig ist, das ist auch für uns wichtig«, dieser Satz des Chansonniers, der über 100 Millionen Platten verkauft hat, ist somit zu einer, wenn nicht der zentralen Aussage seines Lebens geworden. Auch ist die Schweiz als Botschafterland kein Zufall, lebt Aznavour doch seit 1987 ganz offiziell dort, nachdem man ihn in Frankreich wegen Zoll- und Steuervergehen verurteilt hatte. Allerdings hat er erst seit zwei Monaten die armenische Staatsbürgerschaft. In einem Auftritt im Fernsehen seiner neuen politischen Heimat betonte er, dass ihm das Botschafterangebot eine große Ehre sei und er es mit großer Freude angenommen habe.

Es ist nicht unüblich, dass Künstler Botschafter ihres Landes werden, so wie Pablo Neruda für Allendes Chile in Frankreich, Friedrich Wolf für die junge DDR in Polen oder der kürzlich verstorbene Tschingis Aitmatow – erst für die Sowjetunion, dann für Kirgistan – in Brüssel.