Keine Schnäppchen für Mieter

Makler: Wohnkosten steigen in diesem Jahr um bis zu zwei Prozent / Immobilienpreise gesunken

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.

Wenn auch die Immobilienpreise derzeit in den Keller gerutscht sind, die Bewohner der Immobilien profitieren davon nicht. Nach Einschätzung des Immobilienverbands Deutschland (IVD) werden die Mieten in Berlin in diesem Jahr weiter steigen. Der Verband rechnet mit einer Verteuerung der Nettokaltmiete zwischen 1,5 und zwei Prozent. »Bei modernisierten Altbauten etwa in Prenzlauer Berg oder anderen Szenegebieten könnte der Anstieg aber auch im zweistelligen Bereich liegen«, so gestern der Vizechef des IVD Berlin-Brandenburg, Andreas Habath.

Damit wäre die Entwicklung immerhin etwas gebremst. Im vergangenen Jahr registrierte der regionale IVD-Verband, in dem rund 500 Makler organisiert sind, noch eine Steigerungsrate von 2,5 Prozent. Seit 2001 sei die durchschnittliche Nettokaltmiete in Berlin so von 4,80 auf 5,75 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Damit liegt die vom IVD ausgewiesene Durchschnittsmiete derzeit um einen Euro über der im Berliner Mietspiegel, da der Verband die Neuvertragsmieten vor allem der privaten Vermieter erfasst. Sorge bereitet den Maklern weniger steigende Mieten als steigende Betriebskosten und die allgemeine Wirtschaftslage. Dadurch würden »flächendeckend die Spielräume für Mieterhöhungen verringert«, so Habath. Dass im Gegensatz zu den Immobilienpreisen die der Mieten nicht zurückgehen, erklärte er mit dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage. »In manchen Gebieten können die Mieten auch runtergehen, in anderen dafür stärker steigen.« Entscheidend dafür sei die Lage.

Das Angebot an Wohnungen dürfte sich jedenfalls kaum zunehmen. Der IVD geht weiter von einer nur geringen Neubautätigkeit aus, weil die Mieten zu gering und die Rohstoffpreise zu hoch seien. Wegen der geringen Bautätigkeit, aber wachsender Haushaltszahlen sind auch die Preise für Wohneigentum weiter hoch. Überdurchschnittliche Steigerungen erwartet Habath bei hochwertigen Wohnimmobilien in Citylage. Preis-Spitzenreiter für Wohneigentum seien die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 1850 Euro. In den östlichen Szenebezirken würden aber auch bis zu 3500 Euro gezahlt, bei »Premiumwohnungen« sogar 6000. Hier sehe man aber keinen weiteren Spielraum nach oben. In den Außenbezirken liege das Preisniveau bei durchschnittlich 900 Euro pro Quadratmeter.

Im Durchschnitt liegt der Preis für Eigentumswohnungen derzeit bei 1370 Euro pro Quadratmeter. Allein 2008 ist er um 3,6 Prozent gestiegen, am stärksten in Mitte mit zehn Prozent, Charlottenburg-Wilmersdorf mit 8,7 und Pankow mit 7,8 Prozent. Mehr als 120 Jahre alte Altbauwohnungen legten sogar um 26 Prozent zu.

Wer das nötige Kleingeld hat, sollte sich gleich ein ganzes Mehrfamilienhaus zulegen. Deren Preise seien in einfachen Lagen um bis zu 50 Prozent gefallen, berichtete Roman Döbele von der Grüezi Real Estate AG. Immobilien in Neukölln seien beispielsweise wieder für 500 bis 700 Euro pro Quadratmeter zu haben und damit um bis zu 500 Euro günstiger als vor der Krise, als durch die Nachfrage ausländischer Investoren die Preise hochgetrieben wurden. Jetzt würde sich die Lage wieder auf dem Niveau von 2003 normalisieren. Stefan Kiehn von der Herkules Grundbesitz AG spricht sogar von »Schnäppchenjägermentalität«.

Hoffnung für ihr Geschäft schöpfen die Immobileinhändler auch, weil sich gerade wegen der Krise ein deutlicher Trend zur Anschaffung einer Immobilie als Altersvorsorge abzeichne. »Die können nicht einfach über Nacht verschwinden«, stellte Habath den Vorteil gegenüber anderen Anlageformen heraus.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal