nd-aktuell.de / 26.02.2009 / Brandenburg / Seite 18

Schleppende Berufsausbildung

Studie zu Wohnsituation und sozialer Lage bei Jugendlichen in Marzahn-Hellersdorf

Jörg Meyer

Ortsansässige zwischen 17 und 28 fühlen sich wohl in Marzahn-Hellersdorf. Das ist ein Ergebnis, der vom Bezirksamt in Auftrag gegebenen und von Wohnungsunternehmen kofinanzierten Studie zu Wohnsituation, sozialer Lage und Werteeinstellungen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Gestern wurde sie vorgestellt.

Junge Menschen erreichen immer später die Selbstständigkeit und finanzielle Eigenständigkeit. Das ist ein weiteres Ergebnis. So sind 18 Prozent der Befragten 26-Jährigen noch in der Berufsvorbereitung. »Das erschwert den weiteren Lebensweg«, sagte die Politikwissenschaftlerin Hanna Haupt, Projektleiterin am Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrum Berlin-Brandenburg, das die Studie erstellte. Auffallend sei, dass die Berufsausbildung insgesamt sehr schleppend verlaufe.

72 Prozent der Befragten, die in der elterlichen Wohnung oder einem betreuten Projekt leben, stehen finanziell noch nicht auf eigenen Beinen. Das betrifft insbesondere Schüler, Studierende und Lehrlinge. Diejenigen, die einen eigenen Haushalt führen, wohnen zu 36 Prozent alleine, der größte Teil in Mehrpersonenhaushalten. 23 Prozent der Befragten sind vollzeit-erwerbstätig, 22 Prozent stecken in Maßnahmen zur Berufsvorbereitung oder Praktika. Zwar würden diese hauptsächlich vom Jobcenter finanziert, doch ließen sich hier bereits Verzögerungen im Ausbildungsweg erkennen.

Das wiederum wirkt sich auf die Wohnsituation aus. Auf die Frage, was das selbstständige Wohnen verhindert, antworteten 73 Prozent der Minderjährigen und 38 Prozent der über 18-Jährigen, dass sie nicht genug Geld für eine eigene Wohnung haben. Von denjenigen, die einen eigenen Haushalt führen, gaben nur 18 Prozent an, dass ihr Einkommen zur Bedürfnisbefriedigung reiche. 40 Prozent sagten, nur mit Einschränkungen, weitere 40 Prozent antworteten mit Nein. Letztgenannte sind überwiegend Alleinerziehende und Paare mit einem oder mehr Kindern.

Von 3000 Fragebögen, die verschickt wurden, kamen 446 zurück. »Die Studie ist nicht repräsentativ«, sagte Haupt. Dafür sei die Fallzahl zu niedrig, »aber es lassen sich Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen ziehen.«

Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (LINKE) sagte, dass die Studie keine überraschenden Ergebnisse gebracht habe, ihr aber zeige, »woran wir arbeiten müssen«. Kommunale Politik sei in besonderem Maße da gefordert, wo sich zerrissene Erwerbsbiografien bereits in der Jugend abzeichneten.

Ein weiteres Ergebnis ist, dass 13 Prozent der über und 11 Prozent der unter 22-Jährigen den Zuzug von Ausländern als Wegzuggrund angaben. »Da müssen die Sensoren ausschlagen«, sagte Haupt. Integrieren müssten sich nicht nur die, die herkommen. »Diejenigen, die schon da sind, müssen auch aufnehmen wollen.«

Die Studie steht Kürze auf der Homepage des Bezirksamtes: berlin.de/ba-marzahn-hellersdorf