Die Arithmetik des Lernens

Vor 100 Jahren starb der deutsche Psychologe Hermann Ebbinghaus

Was geschieht in unserem Gehirn, wenn wir etwas vergessen? Hierüber gibt es im Wesentlichen zwei Theorien. Nach der sogenannten Theorie des Spurenverfalls werden einmal gebildete und später nicht mehr genutzte Gedächtnisspuren mit der Zeit immer schwächer, bis sie schließlich ganz verschwinden. Dagegen besagt die Interferenztheorie, dass alte Gedächtnisspuren durch neue Eindrücke lediglich überschrieben werden. Die alten Erinnerungen gehen damit zwar nicht verloren, sind aber normalerweise dem bewussten Zugriff entzogen.

Auf jeden Fall muss ein Mensch vergessen können, um in seinem Gehirn gleichsam Platz zu schaffen für neue Gedächtnisinhalte. Allerdings unterliegen auch diese sofort dem Verschleiß. Will sagen, der Prozess des Vergessens ermöglicht das Lernen nicht nur, er behindert es zugleich.

Der erste Wissenschaftler, der diesen Zusammenhang genauer untersucht hat, war 1880 der deutsche Psychologe Hermann Ebbinghaus, der in der Still...


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