nd-aktuell.de / 28.02.2009 / Sport / Seite 11

Riskantes Doping-Larifari

Thomas Wieczorek

Der mächtige DFB ist über fast alles erhaben. Dennoch ist der Vorwurf, in seinem Bereich würden Dopingkontrollen »nach Lust und Laune durchgeführt« (SZ), nicht ganz ohne. Schließlich steht der Fußball als Milliardengeschäft und vor allem als DER Sport der Deutschen schlechthin unter besonderer Beobachtung, und zwar nicht nur durch die diversen Antidopingverbände – das ginge ja noch.

Aber auch die sportliche Konkurrenz betrachtet den König Fußball mit Argusaugen. Schon mahnt Skilanglauf-Bundestrainer Jochen Behle, auch im Fußball müsse man sich an die Regeln halten. Und die Medien scheinen nach langer Sendepause zum Thema Fußball und Doping Lunte zu riechen. Schon deshalb sollte der DFB die scheinbare Lappalie um das verspätete Hoffenheimer Wasserlassen nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Zwar wird Trainer Ralf Rangnick für seine Behauptung, laxe Kontrollen seien gängige Praxis, kaum Zeugen finden – wer steht schon gern als »Petze« da? Andererseits spricht die Reaktion auf den Gladbacher Protest gegen die Wertung des besagten Spiels gegen Hoffenheim Bände: Das habe »mit Solidarität nichts zu tun«, schimpft HSV-Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer, und für Kollege Rudi Völler von Bayer ist der Einspruch schlicht »ein Unding«.

Das Wort »Unding« passt – allerdings für diese Haltung gegenüber geltenden Dopingbestimmungen. Denn selbst wenn man die Gesundheit der Spieler und den sauberen Sport als »altmodisch« und das Ganze nur als Geschäft betrachtet, dann ist Doping immer noch unlauterer Wettbewerb und Betrug zugleich.

Wo derlei Larifari enden kann, zeigt derzeit die Weltfinanzkrise: Spielt man krumme Dinger systematisch herunter, so werden sie branchenüblich, bis dann das böse Erwachen kommt. Wenn also der DFB nicht durchgreift, werden es die Gerichte tun. Und dann heißt es irgendwann in der Sportschau: »Der BGH hat heute in letzter Instanz die Ergebnisse des 32. Spieltages entschieden …«