Obamas Rückzug vom Rückzug
Bis August 2010 sollen nur US-Kampftruppen Irak verlassen / Viele Demokraten enttäuscht
Um der Kritik auch unter den Demokraten bereits im Vorfeld der Rede entgegenzutreten, hatte Obama noch am Donnerstagabend (Ortszeit) Abgeordnete ins Weiße Haus geladen, berichtete die »Washington Post«. Die Sprecherin der Demokraten im Abgeordnetenhaus, Nancy Pelosi, bezeichnete die Zahl von 50 000 in Irak verbleibenden Soldaten als zu hoch. Ähnlich äußerte sich der demokratische Fraktionschef im Senat, Harry Reid. »50 000, das ist eine etwas höhere Zahl, als ich erwartet hatte.« Der demokratische Senator Charles Schumer verlangte eine Rechtfertigung für die hohe Zahl.
Nach bereits vorab bekannt gewordenen Plänen Obamas sollen etwa 35 000 bis 50 000 Soldaten länger in Irak bleiben. Nach den Worten von Verteidigungsminister Robert Gates werden sie vor allem die Aufgabe übernehmen, irakische Truppen auszubilden und zu unterstützen. Allerdings ist dabei auch von Spezialeinsätzen gegen Terroristen die Rede. »Es wird eine ganz andere Mission sein, als wir sie jetzt haben«, meinte Gates. Wie der TV-Sender CNN berichtete, sollen die verbleibenden US-Soldaten 2011 abgezogen werden.
Es heißt, Obama habe sich nach Gesprächen mit führenden Militärs zum Verbleiben einer beträchtlichen US-Präsenz in Irak entschlossen. Ein rascher Rückzug war eines der zentralen Versprechen Obamas im Wahlkampf gewesen. Allerdings hatte er von einem Rückzug innerhalb von 16 Monaten nach seinem Amtsantritt gesprochen.
Das Verteidigungsministerium will Bildaufnahmen von Kriegssärgen aus Afghanistan und Irak nicht mehr verhindern. Es solle den Familien der gefallenen Soldaten überlassen bleiben, ob solche Bilder für die Medien gemacht werden dürfen. »Wir sollten uns nicht anmaßen, diese Entscheidungen für die Familien zu treffen«, sagte Gates am Donnerstag (Ortszeit) in Washington.
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