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Weiter Sorge um den Fisch

FAO warnt vor Folgen der Überfischung und des Klimawandels

  • Lesedauer: 2 Min.
Rund 80 Prozent der Fischbestände in den Weltmeeren sind überfischt oder bis an die Grenzen ausgebeutet. Tendenz steigend. Zugleich sind die Fischereinationen nur ungenügend auf die Folgen des Klimawandels für die Meerestiere vorbereitet. Das geht aus dem neuen Fischereireport der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) hervor.

Rom/Hamburg (dpa/ND). »Überkapazitäten sind das Schlüsselproblem, also zu viele Boote bei hocheffektiven Fangtechnologien«, warnt der am Montag veröffentlichte Bericht zur Lage der Weltfischerei. Die Organisation ruft die Fischindustrien und Staaten deshalb dringend auf, die freiwilligen Richtlinien für eine verantwortliche Fischerei von 1995 einzuhalten und auszubauen.

Einen besonderen Schwerpunkt legt der Bericht auf die Folgen der Erderwärmung. »Die Fischerei muss mit dem Klimawandel und seinen Folgen rechnen und sich mit neuen Strategien anpassen«, so der Bericht. Ernste Probleme seien für die stark vom Fischfang abhängigen Regionen zu befürchten, sobald deren lokale Fischgründe wegen des Klimawandels schrumpften oder sich verlagerten. Der Klimawandel habe bereits jetzt einen Einfluss auf die weltweite Verteilung der Meeres- und Süßwasserfische, warnt der FAO-Berichterstatter Kevern Cochrane. »Warmwasserarten wandern mehr zu den Polen, was ihren Lebensraum und ihre Produktivität verändert.«

Der Klimawandel wirke sich auch auf die saisonale Entwicklung der biologischen Prozesse im Wasser und damit auf die Fischbestände aus, »mit unvorhersehbaren Folgen für die Fischindustrie.« In zahlreichen Fischereizonen laufe der Fischfang derart auf Hochtouren, »dass man sich angesichts der klimatischen Auswirkungen auf das Ökosystem Ozean fragen muss, wie sie das in Zukunft werden aufrechterhalten können«.

Im nordwestlichen Atlantik, im westlichen Indischen Ozean und im Nordwesten des Pazifiks sei die Überfischung am dramatischsten, schreibt die FAO. Es habe nur begrenzt Fortschritte gegeben bei dem Bemühen, nachhaltiger und ökologischer an den Fischfang heranzugehen, Beifang und Ausschuss bei der Fischerei auszuschließen, das Fischen mit Grundschleppnetzen zu regeln und dem weiterhin boomenden illegalen Fischfang zu begegnen.

Mit 143,6 Millionen Tonnen hatte die Weltfischerei im Jahr 2006 einen neuen Produktionsrekord aufgestellt, wovon etwa drei Viertel auf den Nahrungsmittelmarkt gelangten. Gezüchteter Fisch machte dabei inzwischen nahezu die Hälfte der Produktion (47 Prozent) aus. Fisch versorgt etwa drei Milliarden Menschen mit mindestens 15 Prozent des Bedarfs an tierischem Eiweiß. Mehr als 43 Millionen Menschen sind – überwiegend in Asien – voll oder teilweise in der Branche tätig, die nach FAO-Angaben weltweit mehr als zwei Millionen Schiffe einsetzt.

»Die weltweite Fischerei ist ein Verlustgeschäft für Mensch und Natur, sie könnte bis Mitte des Jahrhunderts ganz zusammenbrechen«, erläuterte Karoline Schacht von der Umweltstiftung WWF. Die wirtschaftlichen Verluste durch Überfischung würden auf etwa 40 Milliarden Euro im Jahr geschätzt. Der WWF fordert ein »nachhaltiges Management« der Fischerei, mehr Schutzgebiete, umweltfreundlichere Fangtechniken und wesentlich kleinere Fangflotten. Die von Politik und Industrie zugesagte Trendwende sei ausgeblieben. Die Krise sei in Europa besonders drastisch, der Nordseekabeljau ein Paradebeispiel für Überfischung.

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