Das große Zittern bei Opel in Belgien

Werk in Antwerpen gilt als erster Kandidat für Schließung / Flämische Regierung zögerlich

  • Tobias Müller, Amsterdam
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Unsicherheit über die Zukunft der europäischen General-Motors-Niederlassungen hält an. Während international über eine Teilselbstständigkeit der Tochter Opel verhandelt wird, erwägt die flämische Regionalregierung einen Notplan für den Standort Antwerpen.

Die kommenden Tage werden entscheidend für die rund 2700 Arbeitnehmer des Opel-Werks in Antwerpen sein. Die Regierungen Belgiens und Deutschlands verhandeln in dieser Woche über eine gemeinsame Strategie zur Rettung der Standorte der General-Motors- Tochter. Am Rande des EU-Gipfels in Brüssel übergab Premierminister Herman Van Rompuy am Wochenende Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Schreiben der flämischen Regionalregierung zu diesem Thema. Bereits im Februar hatten Merkel und Van Rompuy in Berlin über die Notlage beim Automobilhersteller gesprochen. Der flämische Arbeitsminister Franck Vandenbroucke von der sozialdemokratischen Partei sp.a rief zu einer gemeinsamen Lösung auf: »Wenn wir mit den Deutschen keine Front bilden, kann es nur schlecht ausgehen.«

Gleichzeitig herrscht weiter Unsicherheit über die Pläne des Mutterkonzerns in Detroit. Der vergangene Woche präsentierte Rettungsplan sieht an den europäischen Standorten Einsparungen von nahezu einer Milliarde Euro vor. Antwerpen gilt als besonders gefährdet. Wie in den deutschen Werken sind die Lohnkosten vergleichsweise hoch. Zudem erwägt General Motors (GM), die Produktion des Opel-Verkaufsschlagers zu verlagern. In den vergangenen Jahren sorgten solche Pläne bereits mehrfach für Streiks in Antwerpen.

Durch den Einbruch der Verkaufszahlen infolge der Finanzkrise musste das Werk im Februar für eine Woche schließen. Von Gewerkschaftsseite wird die Überlebenschance auf 25 Prozent beziffert. Rudi Kennes, Vertreter der sozialistischen Gewerkschaft ABVV bei GM, sagte, die ständigen Spekulationen über die unsichere Zukunft habe die Belegschaft »mürbe« gemacht. Bereits 2007 wurden in Antwerpen mehr als 2000 der ehemals 4700 Arbeitsplätze gestrichen.

Zögerlich erwägt die Regierung der belgischen Teilregion Flandern eigene Schritte zur Rettung des Werks. Am Wochenende hieß es, ein Notfallplan sei unter bestimmten Bedingungen möglich. Am wichtigsten sei ein gemeinsames europäisches Konzept, wenn sich die hiesigen Standorte vom Mutterkonzern trennen. Diese Variante wird auch von den belgischen Gewerkschaften favorisiert. Dazu müsse die Unterstützung der deutschen Regierung gewährleistet sein. Schließlich will sich die flämische Regierung die Möglichkeit offenhalten, sich im Falle eines Scheiterns aus dem Rettungskonzept zurückziehen zu können. Die liberale Wirtschaftsministerin Patricia Ceysens lehnte es ab, Steuereinnahmen in ein »Fass ohne Boden« zu stecken. Und Wirtschaftsminister Vandenbroucke warnte vor »naiven« Versprechungen, solange seitens General Motors keine konkrete Anfrage um eine Finanzierung vorläge. »Aber wir müssen unsere Bereitwilligkeit zeigen, sonst ist es aus und vorbei mit Opel Antwerpen.«

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