Flexibel

Claudia Nolte ist zurück. Richtig, sie war mal eines von zwei Mädchen im Schunkelkabinett von Helmut Kohl. Damals, 1994, war sie mit 28 Jahren jüngste Ministerin der bundesdeutschen Geschichte. Das andere Mädel hieß Angela Merkel und ist heute Bundeskanzlerin. Claudia Nolte ist nicht Kanzlerin, aber eigentlich ebenso ehrgeizig. »Machtbewusstsein ist schon da«, sagte sie einem Kollegen einmal. Aber dass sie den brennenden Wunsch nach einem bestimmten Amt hätte, das »ist vielleicht nicht so ausgeprägt«. Wie auch immer. Jetzt wird sie Beiratsvorsitzende des Deutschen Feuerwehrverbandes. Brennende Wünsche kann man dort am besten bekämpfen. Auf jeden Fall hat sie schon viel mehr verschiedene Dinge gemacht als Angela Merkel seit ihrer Ministerzeit.

Für beide waren die Ausgangsbedingungen frappierend ähnlich. Merkel wie Nolte stammen aus Mecklenburg-Vorpommern, wuchsen in christlichen Elternhäusern auf, haben ein naturwissenschaftliches Studium hinter sich und eine bedauernswerte Erinnerung an ihre Kindheit in der Diktatur. Beide waren sie bei Kohl zuständig für Familie im weiteren Sinne, für Gedöns also, wie es Kohls Nachfolger Gerhard Schröder mal etwas verkürzt genannt hat.

Erste Unterschiede zwischen beiden wurden allerdings schon damals augenfällig. Die eine trug gern große Knöpfe an zu engen Blasern und die andere alberne Rüschenblusen. Inzwischen haben sich beide als Charaktere offenbart, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Merkel hat sich gar nicht entwickelt, an der Spitze einer Großen Koalition ist sie noch immer für nichts anderes zuständig als für Familienfrieden. Nolte aber hat eine Menge Neues ausprobiert. Einmal wurde sie beinahe Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern, die Gerüchte bestätigten sich dann doch nicht; drei Jahre war sie Leiterin des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Belgrad und jetzt kommt bald die Feuerwehr. Wie sehr sie sich geändert hat, zeigt auch ihr neuer Name. Sie heißt, in zweiter Ehe mit einem amerikanischen Journalisten verheiratet, Claudia Crawford. Mit so einem Namen steht ihr vielleicht sogar noch eine Karriere beim Film bevor. Eventuell kann sie dabei sogar nochmal ihre Rüschen tragen.