Wenn der Zweifel mitspringt

Leichtathletik: Spaniens-Verbandschef glaubt nicht an Bayers 8,71-m-Satz

  • Lesedauer: 2 Min.

In Spanien sind Zweifel am sensationellen 8,71-m-Sprung von Weitsprung-Hallen-Europameister Sebastian Bayer aus Bremen laut geworden. »Das war keiner dieser Sprünge, bei denen Du sagst: Das waren bestimmt ... 8,71«, wird Jose Maria Odriozola, Präsident des spanischen Leichtathletik-Verbandes, in der »Süddeutschen Zeitung« zitiert. Bayer habe seine bis dahin geltende Bestweite von 8,29 m, im ersten Durchgang aufgestellt, eher um 20, nicht aber um 40 Zentimeter übertroffen. »8,50 m wären ja immer noch eine irre Weite«, so Odriozola weiter.

Für den europäischen Leichtathletik-Verband EAA wird es keinen Fall Bayer geben. »Wir haben keine Untersuchung vorgesehen, es gibt auch keine Anfrage. Für uns ist das Ergebnis offiziell«, sagte ein Sprecher am Mittwoch.

Jose Maria Odriozola stützte seine Aussagen auf eigene Beobachtungen. Er habe bei der Hallen-EM in Turin am Sonntag nach eigenen Angaben direkt auf Höhe der Sprunggrube gesessen. Der Fehler sei seines Erachtens auf den Fehler eines Kampfrichters zurückzuführen. Dieser sei schon älter gewesen und habe bereits den ganzen Tag über für Proteste an der Sandgrube gesorgt, erst beim Dreisprung der Frauen, später beim Weitsprung der Männer.

Beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) wurden die Zweifel gelassen zur Kenntnis genommen. Der für die Sprungdisziplinen zuständige Bundestrainer Herbert Czingon räumte zwar generelle Probleme mit den Kampfrichtern ein, die sich aber nicht auf die Sprunggrube beschränkt hätten. Weitsprung-Bundestrainer Uwe Florczak ergänzte, bei diesen Protesten sei es nie um die korrekte Markierung im Sand gegangen, sondern darum, ob die Springer den Absprungbalken getroffen hätten.

Jose Maria Odriozola könnte seine eigene These noch schlecht bekommen. Denn für den Fall, dass man nun »per Computeranimation feststellen sollte, dass es doch 8,71 waren und ich mich also irre, dann fresse ich halt meinen Sombrero, wie man so sagt«.

Sebastian Bayer hatte in Turin den zehn Jahre alten Europarekord des Spaniers Yago Lamela um 15 Zentimeter übertroffen. Damit avancierte der 22-Jährige zum zweitbesten »Hallenspringer« hinter Weltrekordler Carl Lewis (USA/8,79 m).

Sebastian Bayers Disziplinkollegin Bianca Kappler war bei der Hallen-EM 2005 in Madrid ebenfalls ein großer Leistungssprung geglückt. Sie sprang im letzten Versuch 6,96 m und hätte damit Gold gewonnen. Doch die Rehlingerin zweifelte die eigene Leistung an, erhielt am Ende ohne nachweisbare Weite Bronze und aus den Händen von IOC-Präsident Jacques Rogge für ihr vorbildliches Verhalten sogar die Fair-Play-Trophäe. sid/dpa/ND

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