Im Dauerlauf des Lebens

Steve Martin in »Pink Panther 2«: der Chaos-Polizist Clouseau

  • Lesedauer: 4 Min.
Steve Martin (Fotos: dpa) stieg nach Erfolgen als Stand-up-Comedian und in der innovativen TV-Show »Saturday Night Live« mit Carl Reiners Komödie »Reichtum ist keine Schande«, 1979, ins Filmgeschäft ein. Als Autor, Schauspieler und Produzent prägte er etliche Komödienhits, darunter »Der Vater der Braut« und zuletzt »Im Dutzend billiger«. In »Pink Panther 2« schlüpft er das zweite Mal in die Haut des tapsigen Pariser Polizisten Jacques Clouseau, der nach wie vor auf der Jagd nach dem größten Edelstein der Welt, dem Pink Panther, ist.

ND: Hätten Sie vor einem Jahr darauf gewettet, dass der Film auf der Berlinale laufen würde?
Martin: Nein, das war eine riesige Überraschung. Zunächst dachte ich, die Produzenten hätten dem Festival dafür einiges geboten. Schließlich ist das Festival keine schlechte Promotion-Plattform. Aber dann wurde mir gesagt, die Chefs mochten den Film und haben ihn regulär ausgewählt.

Vielleicht gehört er auch hierher, seit die Deutschen denken, sie seien alle Papst. Aber im Ernst, wie war es, den Heiligen Vater zu spielen?
Vom Set habe ich nur eine Erinnerung behalten: Das Foto, auf dem ich Papst bin. Es symbolisiert für mich, was Comedy ausmacht: Wir haben einfach Spaß am Verkleiden. Reicht das als Antwort?

Ja. In dieser Szene und auch sonst waren oft Ihre physischen Fähigkeiten gefordert. Alles nur Stunts oder halten Sie sich selbst ausreichend fit?
Ich bleibe durch regelmäßiges Yoga in Übung. Aber um ehrlich zu sein, ich lasse den Dreh auf mich zukommen und unterwerfe mich vorher keinem Regiment des sportlichen Lebens. Denn wenn man mal anfängt, muss man auch dabeibleiben. Sonst verpufft es wirkungslos. Dafür wäre ich nicht der Typ und daher ist Sport für mich nicht die adäquate Vorbereitung für den Dauerlauf des Lebens.

Kommen wir zu Ihrem Dialekt als Clouseau. Er entsteht sicher nicht aus der Improvisation heraus?
Ich habe den Duktus von Peter Sellers, meinem Vorvorgänger in der »Pink-Panther-Serie«, übernommen und dafür monatelang mit einem Dialekt-Trainer gearbeitet.

Wofür steht ihr Clouseau?
Für Optimismus. Ich bewundere sein Selbstvertrauen und seine Zuversicht. Er lässt sich von nichts erschüttern und vertraut in seine eigenen Fähigkeiten. Das wirkt oft arrogant und macht ihn einsam. Nicht umsonst ist dies der erste Film, in dem er eine Romanze und einen engen Freund hat.

Waren Sie sich sicher, dass Sie den speziellen Humor treffen?
Ihn zu bewahren, hängt von zwei Faktoren ab: Dem Buch sowie dem Spaß aller Schauspieler an der Komödie und dem Spiel miteinander auf der einen Seite. Auf der anderen haben wir alle Angst vor Fehlern. Es gibt nicht Schlimmeres als die Vorführung einer Komödie ohne Lacher. Ich habe diese Erfahrung als Anfänger mehrmals auf der Bühne durchlitten. Es war die Hölle. Aber das Schlimmste, was schief gehen kann, ist, Lacher für Pannen zu kriegen. Dann beginnen die Albträume erst richtig.

Das Publikum ist für Sie der wichtigste Gradmesser?
Ja. Es ist die schlimmste Nacht, wenn der Film für die erste Testvorführungen halb fertig ist, vielleicht noch 20 Minuten zu lang und noch nicht bis aufs i-Tüpfelchen austariert ist. Man muss ihn aber zeigen, um endlich die verdammte Ungewissheit los zu sein, zwei Jahre seines Lebens vergeudet zu haben oder nicht. Man sitzt vor der Tür des Kinos und möchte sterben.

Hat sich Ihr Humor in den vergangenen Jahrzehnten verändert?
Es würde nicht funktionieren, wenn ich zum Beispiel »Reichtum ist keine Schande« jetzt drehen würde. Der Film wurde gemacht, um einen erfolgreichen Comedian, der von sich die Meinung hatte, dass der Zuschauer so etwas wie ihn noch nie gesehen hatten, auf die Leinwand zu bringen. Es hat funktioniert, sonst würde ich heute hier nicht sitzen. Es ist aber nicht so einfach, immer Avantgarde zu sein. Das ist auch nicht nötig. Ich habe gelernt, dass es wichtiger ist, bei sich und ehrlich zu bleiben. Und es ist sehr viel schwieriger, eine komische Geschichte im traditionellen Erzählstil über 90 Minuten zu erfinden, als sich irgendeinen neuen Nonsens oder eine Nummernrevue auszudenken. Es reicht nicht, wie bei meinem ersten Auftritt als Clouseau, das Wort Hamburger so zu verunstalten, dass es zu einem Kultwort wird. Wenn es imitiert wird, weiß man, dass man einen originellen Einfall hatte.

Sie arbeiten jetzt härter?
Das könnte sein. Wenn man jünger ist, ist es einfach, sich über andere Leute lustig zu machen. Wenn man älter wird und Lebenserfahrung sammelt, ist das schwierig. Aber ich habe ja nie darauf gesetzt, andere zu verulken. Ich bemühe mich, mich selbst auf die Schippe zu nehmen. Das ist vielleicht auch der Unterschied zwischen mir und anderen Comedians.

Fragen: Katharina Dockhorn

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