Propagandaschlacht um Raketenstart

KDVR sieht sich durch gemeinsames Manöver USA-Südkorea aufs höchste bedroht

  • Peter Kirschey
  • Lesedauer: 2 Min.
Ein nordkoreanischer und ein USA-General sollen sich jüngst zwei Mal in Panmunjom an der Demarkationslinie zwischen Nord- und Südkorea getroffen haben. Der KDVR-Militär habe die Gefährlichkeit und den aggressiven Charakter des laufenden Manövers »Key resolve« entlarvt, heißt es aus Pjöngjang. Man werte diese Kriegsübung als Versuch der USA, Nordkorea zu vernichten, und werde »mächtige Gegenmaßnahmen« und »Vorbereitungen für den Kriegsfall« treffen.

Seit 1953 der Koreakrieg endete, lebte man im Norden der Halbinsel alljährlich im propagandistischen Ausnahmezustand, wenn die USA-Truppen im Süden zu gemeinsamen Manövern mit südkoreanischen Einheiten ausrückten. In diesem Jahr beteiligen sich 26 000 US- und 50 000 südkoreanische Soldaten an der zwölftägigen Übung. Und zumindest in Worten ist bereits eine heiße Schlacht entbrannt.

Seit Wochen erwarten US-Amerikaner und Südkoreaner einen nordkoreanischen Langstreckenraketentest. Nach Geheimdienstmeldungen sollte er in dieser Woche erfolgen. Auf einem Testgelände im Nordosten der KDVR will man per Satellit verstärkte Aktivitäten bemerkt haben, die auf einen Abschuss hindeuten. Ob eine Interkontinentalrakete getestet oder ein Satellit ins All gestartet werden soll, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Laut KDVR-Berichten ist geplant, vom Raumfahrzentrum Donghae einen Satelliten mit dem Namen »Kwangmyongsong 2« auf eine Umlaufbahn zu bringen. Im Süden glaubt man, dass diese Ankündigung nur die tatsächliche Absicht verschleiert, eine Langstreckenrakete zu testen, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden kann.

Bereits 1998 hatte Nordkorea den erfolgreichen Start eines eigenen Satelliten verkündet und das Land in einen Freudentaumel versetzt. Doch ausländische Messstationen konnten den Satelliten »Kwangmyongsong 1« nicht orten und schlossen auf einen Fehlstart. Monate später vermeldete Pjöngjang den erfolgreichen Start einer Langstreckenrakete »Taepodong 1«. Das Geschoss überflog japanisches Territorium und stürzte unkontrolliert in den Pazifischen Ozean. Zumindest bewiesen die Nordkoreaner damit, dass ihre Raketen entfernter liegende Territorien erreichen könnten. Das löste in Japan, den USA und Australien Unruhe aus. 2006 schließlich meldete Pjöngjang einen unterirdischen Atomtest. Seitdem betrachtet sich die KDVR als Atommacht und fordert entsprechenden Respekt. Doch noch heute rätseln Geheimdienste, ob tatsächlich ein Atomtest stattgefunden hat und ob Nordkorea wirklich in der Lage ist, einen Satelliten ins All zu senden.

Immerhin drohten US-Militärs, eine KDVR-Rakete im Falle ihres Starts abzuschießen. Am Computer habe man das schon erprobt, man hoffe aber, dass der Ernstfall nicht eintreten werde, hieß es im Pentagon. Für Pjöngjang glich das einer Kriegserklärung. »Der Abschuss unseres für friedliche Zwecke gebauten Satelliten würde konkret Krieg bedeuten«, verkündete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA und fügte hinzu, man werde auch auf südkoreanische Zivilflugzeuge keine Rücksicht nehmen und sie abschießen, wenn es die Lage erfordere.

Am 20. März soll »Key resolve« enden. Die Frage bleibt, ob aus Drohgebärden Ernst wird.

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