Protest gegen Terror

Nordirland: Tausende bei Mahnwachen

  • Lesedauer: 2 Min.
In zahlreichen Städten Nordirlands fanden am Mittwoch Aktionen statt, mit denen vor einem Wiederaufflammen des Terrors gewarnt werden sollte. Der britische Premier betonte, die Verantwortlichen für die jüngsten Anschläge würden zur Rechenschaft gezogen.

London (dpa/ND). Mehrere tausend Menschen haben am Mittwoch in Nordirland gegen den neu entflammten Terror in der einstigen britischen Krisenprovinz demonstriert. Die Menschen versammelten sich in mehreren Städten zu stillen Protesten, darunter in Belfast und Derry. Mahnwachen gab es auch in Craigavon südwestlich von Belfast. Dort war am Montagabend ein Polizist von Mitgliedern einer Splittergruppe der ehemaligen Terrororganisation IRA erschossen worden. Die sogenannte Continuity IRA lehnt alle Friedensabkommen ab, die keine Vereinigung von Nordirland und Irland in einem Staat vorsehen. Vergangenes Jahr hatte eine unabhängige Beobachterkommission gewarnt, die Splittergruppe habe ihre Aktivitäten verstärkt und bereite Angriffe auf die Polizei vor. Die Continuity IRA war zunächst eine paramilitärische Gruppe der Partei Sinn Fein, dem ehemaligen politischen Arm der IRA, bevor sie sich 1986 abspaltete.

Bereits 48 Stunden vor dem Anschlag am Montag hatten Aktivisten einer anderen IRA-Splittergruppe zwei Soldaten vor einer Kaserne erschossen. Derweil befragte die Polizei weiter zwei 17 und 37 Jahre alte Männer, die am Vortag in Craigavon festgenommen worden waren.

In London zeigten sich die Abgeordneten des Unterhauses solidarisch mit den Demonstranten und den Hinterbliebenen der Opfer. Großbritanniens Premierminister Gordon Brown sagte, die Menschen in Nordirland setzten mit ihren Mahnwachen ein einheitliches Zeichen gegen »kriminelle Gewalt«. Sie zeigten, dass sie einen Frieden wollten, »der von Mördern nicht zerstört werden« könne. »Wir werden alles, was in unserer Macht steht, tun, um diese Mörder ihrer gerechten Strafe zuzuführen.«

Die IRA-Splittergruppen wollen mit Gewalt eine Abspaltung Nordirlands von Großbritannien durchsetzen. Politiker aller Lager hatten die Bluttaten scharf verurteilt und zur Fortsetzung des Friedensprozesses gemahnt. Bei den drei Opfern handelt es sich um die ersten Terror-Toten seit vor elf Jahren das nach schwierigen Verhandlungen zwischen Katholiken und Protestanten erreichte Friedensabkommen unterzeichnet worden war.

»Niemand auf der Insel Irland unterstützt diese Aktivitäten«, sagte der britische Nordirlandminister Shaun Woodward, der am Dienstagabend zu einem Krisentreffen mit dem irischen Außenminister Micheal Martin und dem irischen Justizminister Dermot Ahern zusammengekommen war. Der nordirische Ministerpräsident Peter Robinson und sein Stellvertreter Martin McGuinness wurden noch am Mittwoch in den USA erwartet. Der Besuch, der sie kommende Woche auch zu US-Präsident Barack Obama führt, hatte sich wegen der Anschläge zweimal verzögert.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal