nd-aktuell.de / 13.03.2009 / Kommentare / Seite 6

Chaos der Krisenpolitik

Kurt Stenger

Die Gläubigerbanken, allen voran die Commerzbank, lassen Schaeffler nicht fallen. Neue Kreditmittel sollen dem taumelnden Autozulieferer, der sich an der Conti-Übernahme verhoben hat, bis zu einem dauerhaften Finanzierungskonzept über Wasser halten.

VEB-Commerzbank rettet Schaeffler? So ist es natürlich nicht, aber ein Körnchen Wahrheit steckt doch drin: Der teilverstaatlichte Hauptgläubiger kann es sich nicht leisten, den Autozulieferer mit zehntausenden Beschäftigten in die Pleite rutschen zu lassen. Zu groß wäre der Imageschaden, da sich Deutschlands zweitgrößte Bank vom Staat unter die Arme greifen ließ, um selbst eine Mega-Übernahme – der Dresdner-Konkurrenz – hinzukriegen. Eine (kleine) positive Wirkung hat die Teilverstaatlichung also bereits. Vielleicht war auch sanfter Druck der Regierung im Spiel, die die Debatte um staatliche Bürgschaften vom Tisch haben will. Hauptgrund dürfte aber der schnöde Mammon sein: Die schwer angeschlagene Commerzbank, die mit sechs bis sieben Milliarden bei Schaeffler engagiert ist, könnte sich den Ausfall eines derart großen Kreditnehmers finanziell kaum leisten. Und so wird man wohl als Miteigentümer einsteigen. »VEB Commerzbank« geht – eher gezwungen – einen Schritt zurück zur aufgelösten alten (West-)Deutschland-AG.

Eine Neubestimmung der Geschäftspolitik der hiesigen Kreditinstitute fehlt nach wie vor – sowohl durch die Branche als auch durch die Politik. Und bei der Autobranche sieht es ebenso aus. Das einst sprichwörtliche Chaos der Märkte findet nach deren Versagen seine Entsprechung in einem Chaos der Rettungsaktionen.