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Jeder Zehnte will die DDR zurück

Volkssolidarität legte Sozialreport vor: Brandenburger sind zufrieden, aber nicht mit den Löhnen

Die Brandenburger sind mit ihrem Leben zufrieden: 4 Prozent sogar sehr zufrieden, 36 Prozent einfach nur zufrieden und 45 Prozent immerhin teilweise zufrieden. Unzufrieden sind nur 13 Prozent, sehr unzufrieden 2 Prozent. Weniger zufrieden sind die älteren Menschen und die Arbeitslosen. Dies ist eines der Ergebnisse eines Sozialreports für das Bundesland. Der Report wurde gestern präsentiert.

Das Sozialwissenschaftliche Forschungszentrum (SFZ) befragte dazu im Mai und Juni vergangenen Jahres 1015 Bürger. Vorher erstellte das Forschungszentrum schon mehrfach Sozialstudien für den Bundesverband der Volkssolidarität. Diesmal hatte der Landesverband eine repräsentative Analyse für Brandenburg in Auftrag gegeben.

Die Zufriedenheit der Brandenburger resultiert daraus, dass ihnen zum Beispiel ihre Wohnung oder ihr Partner gefällt. 79 beziehungsweise 71 Prozent äußerten, in dieser Beziehung zufrieden und sehr zufrieden zu sein. Hinsichtlich des Einkommens, der Demokratie oder der Gerechtigkeit sieht es allerdings anders aus. Da sind nur 3, 14 beziehungsweise 2 Prozent zufrieden und sehr zufrieden.

»Einige der Ergebnisse haben uns angenehm überrascht«, erklärte Irene Wolff-Molorciuc, die Landesvorsitzende der Volkssolidarität. Erfreulich sei etwa, dass 56 Prozent der Brandenburger einem Verein, einem Wohlfahrtsverband, einer Partei oder einer Gewerkschaft angehören. Anderseits gebe es bei weiteren fünf bis zehn Prozent vorerst nur die Bereitschaft, sich in der Freizeit zu engagieren. »Diesen Kreis wollen wir gezielt ansprechen, um sie für eine ehrenamtliche Arbeit in der Volkssolidarität zu gewinnen.«

SFZ-Geschäftsführer Reinhard Liebscher verwies darauf, dass der Sozialreport aktueller sei als der Lebenslagenbericht der Landesregierung. Schließlich seien für den Lebenslagenbericht vorwiegend offizielle Statistiken aus dem Jahr 2005 verwendet worden. Bei einigen Fragestellungen ergebe sich ein anderes Bild. So bezifferte die Regierung den Anteil derer, die unterhalb der Armutsrisikoschwelle leben, mit 14,3 Prozent. Das SFZ kommt auf 17 Prozent. Das Armutsrisiko habe also offenbar binnen drei Jahren zugenommen, schlussfolgerte Liebscher.

Zwölf Prozent der Befragten bewerten ihre Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren als sozialen Aufstieg, 33 Prozent als Abstieg. Für die nächsten fünf Jahre haben neun Prozent vor allem Hoffnungen, 37 Prozent vor allem Befürchtungen. 32 Prozent befürchten einen weiteren Sozialabbau, 24 Prozent haben Angst, in Armut zu geraten. Zehn Prozent wollen am liebsten die DDR wiederhaben. Arbeitslose sehen darin eine Chance auf Jobs und Einkommen, kommentiert das Forschungszentrum. 22 Prozent fühlen sich als »richtige Bundesbürger«, 63 Prozent fühlen sich weder so, noch möchten sie die DDR zurück. Obwohl nur 2,6 Prozent der brandenburgischen Bevölkerung Ausländer sind, meinen 38 Prozent der Befragten, dass in Deutschland zu viele Ausländer leben, und 36 Prozent, dass die Ausländer die sozialen Probleme verschärfen. Nur 18 Prozent finden, dass Ausländer das Leben bereichern, nur zwei Prozent sind der Ansicht, die BRD sollte mehr Ausländer aufnehmen.

  • Die Brandenburger erwarten für die Zukunft Verschlechterungen bei der sozialen Absicherung im Alter (85 Prozent) und bei den Einkommen (81 Prozent).
  • 42 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass Rentner und Jüngere Abstriche beim Nettoeinkommen akzeptieren müssten.
  • 19 Prozent meinen, in Deutschland sei das Klima in Bezug auf Behinderte eher freundlich. In Bezug auf Kinder und ältere Menschen sagen das je 15 Prozent.
  • Nur 14 Prozent glauben, bis 67 für einen Beruf fit zu sein, nur 7 Prozent denken, es gebe genug Jobs für eine Rente mit 67.
  • Sozialreport im Internet abrufbar unter www.volkssolidaritaet.de/brandenburg
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