• Frauen-Geschichte(n)

Maria Juchacz

  • Martin Stolzenau
  • Lesedauer: 2 Min.

Am 6. Februar wurde im Weimarer Stadtmuseum (Bertuchhaus) die repräsentative Aus- stellung »Weimar 1919 – Chancen einer Republik« eröffnet. An eben diesem Tag vor 90 Jahren hatte sich im Weimarer Nationaltheater die verfassungsgebende Nationalversammlung konstituiert. Die Ausstellungsmacher informieren auch über die »Stunde der Frauen«, stellen jene 37 vor, die dieser Nationalversammlung angehörten. Eine davon war Maria Juchacz, zu deren Ehren die Deutsche Post 2003 eine Briefmarke herausgab. Im neuen Berliner Reichstag gibt es einen Tagungssaal der SPD, der ihren Namen trägt. Außerdem findet man in einigen deutschen Städten Maria-Juchacz-Straßen.

Geboren am 13. März 1879 in Landsberg an der Warthe als Maria Gohlke in verarmter Familie, in der die Kinder zum Lebensunterhalt beitragen mussten, arbeitete Maria frühzeitig in einer Fabrik. Dabei kam sie unter dem Einfluss ihres älteren Bruders in Berührung mit der Sozialdemokratie. Nach ihrer Heirat mit dem Schneidermeister Bernhard Juchacz wechselte sie 1906 nach Berlin über. Bereits 1911 ließ sie sich scheiden, emanzipierte sich, trat einem Verein für Arbeiterfrauen bei, bildete sich autodidaktisch weiter und offenbarte auf Versammlungen ihre rhetorische Begabung. 1913 wurde sie von der Parteiführung nach Köln geschickt, wo sie als Frauensekretärin der Oberen Rheinprovinz fungierte. Während des Ersten Weltkrieges initiierte sie etliche Hilfsvereine. Anfang 1917 wurde sie zur Frauensekretärin der Berliner Parteizentrale ernannt, blieb bei der Spaltung der SPD 1917 bei den Mehrheitssozialdemokraten und übernahm anschließend die Vorstandsaufgaben, die zuvor Clara Zetkin innehatte. Am 19. Februar 1919 hielt Maria Juchacz im Weimarer Nationaltheater eine programmatische Rede, mit der sie mehr Rechte für die Frauen sowie mehr soziale Gerechtigkeit einforderte. In den Folgewochen gehörte sie dem Ausschuss zur Vorbereitung des Entwurfs einer Verfassung an. Die Weimarer Verfassung hatte viele Verfassungsväter, aber nur eine Verfassungsmutter: Maria Juchacz.

Ende 1919 gründete sie die Arbeiterwohlfahrt, die sie bis 1933 als Vorsitzende zu einer bedeutenden sozialfürsorgerischen Organisation der Weima- rer Republik entwickelte und deren Ehrenvorsitzende sie dann nach dem Krieg sein sollte. Als die Nazis in Deutchland an die Macht gekommen waren, emigrierte sie über Frankreich in die USA. Erst 1949 kehrte sie nach Deutschland heim. Sie verstarb 1956 in ihrer Wahlheimat Düsseldorf.

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