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Überraschte Fußballwelt?

  • Thomas Wieczorek
  • Lesedauer: 2 Min.

Hat er oder hat er nicht? Zwar sind die Vorwürfe gegen Werder Bremens Fußballpräsidenten Jürgen L. Born, er habe 2001 beim Wechsel des Peruaners Roberto Silva an die Weser für 1,35 Millionen Dollar von dessen Heimatklub Sporting Cristal Lima 50 000 US-Dollar kassiert, noch nicht geklärt. Aber unabhängig von der Schuldfrage ist das eigentlich Überraschende, dass die Möglichkeit von Korruption bei Spielertransfers die Fußballwelt überrascht.

Schließlich herrscht auch im Fußball Marktwirtschaft, und zu der gehört nun einmal die Bestechung wie der Sauerkohl zum Eisbein. Dabei ist das Modell so simpel, dass man sich fragt, warum solche Fälle nicht längst öffentlich geworden sind: Man nehme irgendeinen Südamerikaner oder Afrikaner – Herkunft suggeriert Qualität, auch wenn ihn hierzulande keiner kennt. Man zahle eine fürstliche Ablöse, kassiere »Provision«. Und wenn sich der teure Einkauf als Flop erweist, stelle man sich arglos.

Dass nun eifrige Korruptionsfahnder die Listen kostspieliger Fehleinkäufe durchforsten und somit einen Generalverdacht gegen Vereinsführer, Manager und sogar Trainer aufbauen, hat sich der Profisport allerdings selbst zuzuschreiben. Wenn Stadien und sogar Vereinsnamen versilbert werden und Stars oft weniger nach ihrer Spielkunst als nach ihrem Vermarktungswert beurteilt werden – wenn also der finanzielle Reibach letztlich wichtiger wird als der sportliche Erfolg, dann wäre es schon seltsam, würde dieses Denken ausgerechnet vor den Transfers und den dafür Zuständigen haltmachen.

Angesichts von zweistelligen Millionenbeträgen dürfte sich jedem normal denkenden Marktwirtschaftler reflexartig die Frage stellen, wieviel denn davon abzuzweigen sei. Die Leidtragenden sind ausnahmsweise mal nicht die Steuerzahler, sondern die Fans, die sich ob der Fehleinkäufe die Haare raufen. Aber sie zwingt ja keiner, ihr Herzblut und Eintrittsgeld an ihren Klub zu verschwenden.

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