nd-aktuell.de / 14.03.2009 / Politik / Seite 4

Befehlshaber

Karl Eikenberry / Der General soll neuer USA-Botschafter in Kabul werden

Olaf Standke

Als Generalleutnant Karl Eikenberry nach seinem Wechsel in das NATO-Hauptquartier vor knapp zwei Jahren seine Geburtsstadt Goldsboro (US-Bundesstaat North Carolina) besuchte, gestand er der dortigen Heimatzeitung, dass ein Teil seines Herzens immer in Afghanistan bleiben werde. Dort war der Drei-Sterne-General unter Präsident Bush in zwei Einsätzen Befehlshaber der US-amerikanischen Einheiten und Kommandeur der von der NATO geführte Internationalen Afghanistan-Truppe (ISAF). Nun schickt Amtsnachfolger Barack Obama den Militär als höchsten Diplomaten nach Kabul. Für ihn muss der Zivilist William Wood seinen Posten räumen.

Glaubt man der »New York Times«, steht der 56-Jährige für den Strategiewechsel Washingtons am Hindukusch, der einerseits eine deutliche Aufstockung der Kampftruppen und andererseits Gespräche mit »gemäßigten« Taliban vorsieht. Ihm wird ein gutes Verhältnis zum afghanischen Präsidenten Hamid Karsai nachgesagt, und er habe die gegenwärtigen Probleme des Landes bereits frühzeitig erkannt, so die Zeitung. Wiederholt warnte er, ohne ein Vorgehen gegen Al-Qaida-Kämpfer im benachbarten Pakistan sei weder ein Sieg in Afghanistan noch im Kampf gegen den weltweiten Terror möglich. Doch hat sich die Lage auch unter seinem Befehl drastisch verschlechtert. Pentagon-Chef Robert Gates formulierte in dieser Woche das neue Minimalziel der USA: eine Machtergreifung der Taliban verhindern.

Eikenberry, zuletzt Vize-Vorsitzender des militärischen Komitees der NATO in Brüssel, absolvierte nach der Highschool in Goldsboro die Militärakademie. Er studierte an der Harvard Universität Ostasienwissenschaften und an der nicht weniger renommierten Stanford Universität Politikwissenschaften. Sein besonderes Interesse gilt der Geschichte des chinesischen Militärs und Sicherheitsfragen im asiatisch-pazifischen Raum, über die er schon diverse Fachartikel veröffentlich hat. Eikenberry, der Mandarin spricht und eine Pilotenlizenz besitzt, diente u.a. in Hawaii, Südkorea und Italien und war Verteidigungsattaché in der USA- Botschaft in Peking. Seine jüngste diplomatische Nominierung muss nun noch vom Washingtoner Senat bestätigt werden.