Zweifelsfrei Boulevard

  • René Heilig
  • Lesedauer: 1 Min.

Wer erst 17 Jahre alt ist, hat noch nicht viel zu bieten an Biografie. Selbst wenn er – wie Tim K. – an deren Ende 15 Menschen mit in den Tod gerissen hat. Wie damit über den Tag hinaus Quote oder Auflage machen?! Indem man Ermittler bedrängt, immer wieder neue Informationen auf den Markt zu werfen. Selbst wenn die nicht gesichert sind. So kam es, dass Stuttgarts Innenminister verkündete, Tim K. habe seine Tat »zweifelsfrei« im Internet angekündigt. Das passte in Schablonen. Gestern. Heute »schlachtet« man den Minister medial ob dieser »schlimmen Falschmeldung«, die »irgendein Verrückter« in die Welt gesetzt hat. Das bringt abermals einen »brisanten« Drei-Minuten-Schwachfug-Bericht.

Wie schon in Erfurt und Emsdetten hat vor allem der Druck der Boulevardmedien Ermittler zur Schwätzerei verleitet. Sie wollen, so sagen sie, mit möglichst zeitnaher Informationsweitergabe Falschmeldungen von Großbuchstaben-Blättern vorbeugen. Doch sie begeben sich so freiwillig in die Falle, in der sie einen Gutteil Glaubwürdigkeit verlieren.

Presserfreiheit und Informationspflicht? Ja natürlich! Dummschwätzertum und Profilierungssucht ? Natürlich nicht! Dieser Ansatz ist sicher richtig. Und moralisch obendrein. Doch letztlich entscheiden Zuschauer und Leser über den Grad der von ihnen gewünschten Desinformation.

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