Der Faden reißt vorm Jubiläum

Der Garnhersteller Enka im vogtländischen Elsterberg ist modern, schreibt schwarze Zahlen – und soll dennoch geschlossen werden

  • Hendrik Lasch, Elsterberg
  • Lesedauer: ca. 6.0 Min.

Seit fast 100 Jahren wird in Elsterberg aus Holzfasern feinstes Garn gesponnen. Der Betrieb mit 380 Mitarbeitern ist der größte Arbeitgeber in der Vogtland-Stadt. Nun steht er vor dem Aus.

Mitarbeiter von Enka mit Protestplakaten vor dem Werkstor.
Mitarbeiter von Enka mit Protestplakaten vor dem Werkstor.

Die Fäden hinter den Glasscheiben nehmen kein Ende. Hauchdünn rinnen sie aus Tausenden Spinndüsen in Maschinen, die dicht an dicht in einem fast menschenleeren Saal stehen. Das anfangs noch zähe Material fällt in ein Schwefelsäurebad und erstarrt dort zu einem Faden, der so dünn ist, dass zehn Kilometer davon ganze 87 Gramm wiegen. Das Ausgangsmaterial ist dabei alles andere als zart: Es handelt sich um Zellulose, die aus Bäumen gewonnen wird.

Seit fast 100 Jahren wird in Elsterberg im Vogtland auf diese Weise zwar nicht Stroh zu Gold, aber immerhin Holz zu Garn gesponnen. Das ließ sich bislang gut versilbern: Daraus hergestellte Stoffe werden unter anderem zu Futter für edle Anzüge verarbeitet. Doch während sich die so genannten Filamentgarne, die bei Enka Elsterberg hergestellt werden, dadurch auszeichnen, dass sie kein Ende haben, soll bei dem Unternehmen ausgerechnet kurz vor dem Jubiläum der Faden reißen: »Im Sommer hätten wir den...


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