nd-aktuell.de / 17.03.2009 / Politik / Seite 8

Verdacht gegen Türkei erhärtet

Menschliche Knochen in »Todesbrunnen«

Istanbul (dpa/ND). Bei Grabungen in sogenannten Todesbrunnen im Südosten der Türkei haben sich Hinweise auf Hinrichtungen von Kurden durch einen türkischen Geheimdienst verdichtet. Ermittler hätten zwei Stücke eines menschlichen Schädels und weitere Knochen gefunden, berichteten türkische Medien am Montag. Es soll sich um Leichenteile von Menschen handeln, die auf dem Höhepunkt des Konfliktes zwischen der türkischen Armee und der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK in den 90er Jahren verschwunden sind.

Die Ermittler fanden außerdem Haare, verbrannte Kleidung, eine Militärkappe und einen Strick. Auf Antrag der Anwaltskammer in der südöstlichen Provinzhauptstadt Sirnak hatte die Staatsanwaltschaft Silopi die Öffnung von Brunnen angeordnet. Die Arbeiten waren vor einer Woche begonnen worden. In dem Gebiet sind zahlreiche politisch motivierte Morde verübt worden, die bis heute nicht geklärt sind. Ein Geheimdienst innerhalb der türkischen Gendarmerie soll Berichten zufolge Leichen in sogenannte Todesbrunnen geworfen haben. Die Existenz des Geheimdienstes Jitem wurde aber offiziell nie bestätigt.

Türkische Medien bringen ihn auch in Verbindung mit dem ultranationalistischen Geheimbund Ergenekon, gegen den die türkische Polizei in den vergangenen Monaten mit zahlreichen Razzien und Festnahmen vorgegangen ist.