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Eindrucksvolle und bizarre Bilder

Die Klang-Schatten-Performance UMBRA begeisterte das Thikwa-Publikum

  • Uta Herrmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Foyer des F 40, der gemeinsamen Spielstätte von English Theatre Berlin und Theater Thikwa, ist voller Besucher. Sie alle warten auf Einlass, aber die Türen zum Bühnenraum öffnen sich nicht. Dann ein Poltern und Klopfen, man öffnet von außen und heraus stolpern zwei Rücken an Rücken gefesselte junge Männer, die sich durch die wartende Menge kämpfen. Die Premiere der literarischen Tanzinszenierung UMBRA hat begonnen.

Zu leisen Klaviertönen und dezentem Tanz einer Darstellerin suchen die Zuschauer ihre Plätze. Nicht jeder findet einen, selbst die Treppen sind besetzt. Besucher in Rollstühlen erleben das Stück hautnah, fast auf der Aktionsfläche mit. Die mit einem dicken Strick aneinander Gefesselten sind derweil wieder aufgetaucht und das Spiel zwischen Bewegung und musikalischen Formen nimmt seinen Lauf.

Sicher fällt einem beim Wort Umbra zuerst die Bezeichnung für ein gewisses Braun ein, nämlich eine Erdfarbe von verschiedener Schattierung. Im Lateinischen bedeutet es Schatten. Und um diesen dreht sich alles in dem neuen Stück beim Thikwa – der Berliner Bühne, die Inszenierungen mit Schauspielern mit und ohne Behinderungen erarbeitet. Es schöpft aus der interkulturell vielfältigen Sammlung von Ideen, Geschichten und Motiven zum Thema Schatten und lässt sie in Bildern, Bewegungen und Klängen lebendig werden.

Der Musiker und Komponist Antonis Anissegos und die international bekannte Choreografin und Butoh-Tänzerin Yuko Kaseki haben gemeinsam mit acht Darstellern – Nico Altmann, Heidi Bruck, Karol Golebiowski, Corinna Heidepriem, Vincent Martinez, André Nittel, Peter Pankow und Tim Petersen – optische und klangliche Miniaturen entwickelt, die assoziativ verflochten sind.

Es geht um Schattenspiele, Schattenfangen, Tagschuhtraum oder Sonnentanz. Es geht um wilde Tänze und ebensolche Klänge mit Schlaginstrumenten, um Kämpfe, einen hinreißenden leisen Tanz oder um die eindrucksvollen Rollstuhl-Bewegungen von Yuko Kaseki.

Der Schatten macht Menschen zu Riesen und lässt einen, wie ein Akteur sagt, »niemals allein sein«. »Immer habe ich mein doppeltes Ich in der Hosentasche.« Das sei eines der schwersten Stücke gewesen, meint ein Ensemblemitglied. Das möchte man gern glauben, wird doch die »Philosophie des Schattens« überwiegend durch Bewegungen, Stimmen sowie instrumentale und elektronische Klänge – live oder bearbeitete Aufnahmen aus den Proben – ausgedrückt. Das gesprochene Wort ist die Ausnahme.

Die hervorragenden Leistungen des Ensembles wurden am Premierenabend mit viel Beifall geehrt. Damit bedankten sich die Zuschauer auch für einen Abend eindrucksvoller und bizarrer Bilder, der Abwechslung und neue Einsichten bot.

Weitere Vorstellungen: 18. bis 20. März, 20 Uhr, Fidicinstr. 40, Kreuzberg, Karten für 14 Euro, ermäßigt 8 Euro, 3-Euro-Kulturticket, Tel.: 691 12 11 oder tickets@thikwa.de, www.thikwa.de

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