Dialektik beiseite!

Streifrage: Taugt die Marxsche Theorie zur Analyse der aktuellen Wirtschaftskrise?

  • Hans-Martin Schönherr-Mann
  • Lesedauer: ca. 8.0 Min.

Die gegenwärtige Rezession ist seit rund 80 Jahren die schwerste Krise der kapitalistischen Ökonomie. Ihre Auswirkungen sind bisher erst in Ansätzen erkennbar. Anlässlich des Todestages von Karl Marx, der sich am 14. März zum 126. Mal jährte, versucht ND den Nutzen der Arbeiten von Marx für die Analyse der aktuellen Wirtschaftskrise zu hinterfragen. Vergangene Woche unterstrich der Politikwissenschaftler Michael Heinrich die Aktualität der marxschen Kapitalismuskritik. Der Philosoph Hans-Martin Schönherr-Mann dagegen vertritt eine andere Auffassung.

Hans-Martin Schönherr-Mann
Hans-Martin Schönherr-Mann

Was soll uns Marx angesichts der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise zu sagen haben? Die Sowjet-union ging doch lange vor den Lehman-Brüdern unter, vor dem faktischen Staatsbankrott von Island und bevor Irland, die Hypo Real Estate oder General Motors an den Rand des Zusammenbruchs gerieten! Und das letzte so wirklich wie virtuell sozialistische Land, die Volksrepublik China, sitzt mit im weltweit krisengeschüttelten Boot. Zumindest stürzten die einstmals realsozialistischen Länder die Welt nicht in eine derart große Wirtschaftskrise.

Taugt die Marxsche Theorie zur Analyse der aktuellen Wirtschaftskrise? Die Frage zielt offenbar nicht auf die Praxis, sondern auf die Theorie. Zwar könnte man umgehend darauf hinweisen, dass sich im strengen marxschen Sinn diese Theorie durch eine erfolglose Praxis längst desavouierte. Doch wenn man generell lieber über den Tellerrand der Dialektik schaut, als darin zu verharren, dann darf man nicht de...


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