Die Frechheit, nicht zu leiden
Zur Seele: Erkundung mit Schmidbauer
Ich habe mich, auch an dieser Stelle, schon über die Voreiligkeiten selbsternannter Traumatherapeuten entrüstet. Sie lassen sich gerne in den Medien mit der Aussage zitieren, dieses oder jenes Opfer würden böse Dauerfolgen erwarten, solange ihresgleichen es nicht in die Finger kriegt. Wer den Medienrummel am Rande aufwühlender Ereignisse verfolgt, gewinnt den Eindruck, dass es eine Art Opferpflicht gibt, möglichst dramatisch zu leiden und möglichst viele Kameras daran teilnehmen zu lassen. Journalisten leisten solchen Torheiten Vorschub, indem sie in Schlagzeilen behaupten, dass beispielsweise die am Berge Ararat Entführten »die Angst nie mehr vergessen werden«!
Diese Aussage hat mich nachdenklich gestimmt. Sie zeigt, wie eine glückliche Welt konstruiert wird, in der es keine Ängste gibt und die Menschen via Bildschirm auf Schicksale blicken können, in denen sich Ängste besonders dramatisch inszenieren. Angst gehört aber nicht in eine b...
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