Politikers Doppelleben am Welttag der Poesie

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Welchen Dichter soll man drucken zum UNO-»Welttag der Poesie«? Wem soll man lyrische Eingebungen wünschen? Den Ideologen und Parteimenschen zuerst!, denn verlorene Liebesmüh’ ist die nachhaltigste. Es gilt noch immer der Traum vom Pflicht-Gedicht, das jeder Politiker am Parlamentspult rezitieren sollte, bevor er seine handelsübliche Rede hält. Das wäre wie Zähneputzen nach dem Kauen von Sand. Das wäre Seelenspülung. Vielleicht würden alle nach so einem Laut-Gedicht ganz anders reden, die Phrasen kämen vielleicht ins Stocken, und die Sprache nähme ihren Weg übers Denken, übers Gemüt, und nicht an beiden vorbei.

Politiker und Poesie, da fällt mit sofort Franz Müntefering ein. Sauerland ist Fantasia. In Müntefering steckte einst ein Dichter, leider blieb er stecken, die »Süddeutsche Zeitung« druckte kürzlich frühe Texte und nannte sie eine »Literatur der scharfen Kante«. Tatsächlich: »Der Satan wirft die Angel./ Die Leere macht sich...


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