Hoeneß und das Geld der Bürger

  • Thomas Wieczorek
  • Lesedauer: 2 Min.

Uli Hoeneß brüllt, die Welle der Empörung schwillt an. Dabei hat sich der Manager des FC Bayern München seine neueste Idee, an das Geld der Bürger heranzukommen, nur aus Politik und Wirtschaft abgekuckt:

1. Wenn viele wenig geben, können wenige viel kassieren, wusste schon der Ökonom Vilfredo Pareto, und darauf beruht auch die Umverteilung von unten nach oben. Zwei Euro pro Monat und Gebührenzahler für »Fußball satt«, die es Hoeneß will, klingt ja wirklich preiswert.

2. »Bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt.« Vor der Zwangsabgabe hatte Hoeneß ja zunächst vergeblich das freiwillige Bezahlfernseh-Abo vorgeschlagen. Nicht anders macht es die Politik mit der Verweigerung von Volksabstimmungen, die sie haushoch verlieren würde, wie zu den Kriegeinsätzen und der EU-Verfassung.

3. Während Hoeneß also gerade noch ganz marktwirtschaftlich gefordert hatte, jeder solle für eine Übertragung eigenverantwortlich berappen, soll nun plötzlich die »Solidargemeinschaft« zur Kasse gebeten werden. Erinnert das nicht an die Privatisierung der Gewinne und die Sozialisierung der Verluste?

4. Das wichtigste Argument aber ist so zynisch wie clever: Gerade wegen der Finanzkrise hätten immer weniger Fans Geld fürs Stadion und könnten so die Wochenenden wenigstens mit Fußball total vor der Glotze verbringen.

Das erinnert an das römische »panem et circences« – Brot und Spiele zur Ruhigstellung des murrenden Volkes. Dient nicht ohnehin das Gros des TV-Programms weniger der Unterhaltung und Information mündiger kritischer Bürger als vielmehr ihrer Abstumpfung und Verblödung?

Nicht zuletzt liegt dem Hoeneß-Ansinnen die Behauptung zugrunde: Wenn der Krösus FC Bayern im Geld schwimme, dann nutze dies auch dem deutschen Fußball. Das wiederum erinnert an die soeben grausam widerlegte Behauptung »Wenn es der Wirtschaft gutgeht, geht's auch dem Volke gut.«

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