nd-aktuell.de / 21.03.2009 / Kommentare / Seite 4

Billion Dollar Baby

Wolfgang Hübner

In dem Hollywood-Film »Million Dollar Baby« erzählt Regisseur Clint Eastwood die Geschichte einer jungen Frau, die unbedingt Boxerin werden will, sich bis zum WM-Kampf durchbeißt, dann aber tragisch endet. So brutal mussten sich die Manager des schwer angeschlagenen US-Versicherungskonzerns AIG nicht schinden, um an ihre (Zusatz)-Millio- nen zu kommen: Sie kassierten üppige Prämien, obwohl das Unternehmen mit viel Staatsgeld vor der Pleite bewahrt wurde. Die wütenden Proteste haben zur Folge, dass solche Manager jetzt auf die maßlosen Bonuszahlungen eine saftige Strafsteuer abdrücken sollen: 90 Prozent. So will es das Repräsentantenhaus. Nur die Hälfte dieser Courage wünschte man der deutschen Politik, die gerade mal für den Wahlkampf die Samthandschuhe kurz auszieht, mit denen sie ansonsten die Nieten in Nadelstreifen gern anfasst.

Wenn die große Krise verfilmt wird – jede Krise landet irgendwann im Kino –, dann wäre »Million Dollar Baby« ein schöner Titel. Leider ist er schon vergeben. Aber die Million ist ja heute nur noch das, was kürzlich noch der Groschen war. Gigantische Summen werden bewegt – mehr als eine Billion (zwölf Nullen!) Dollar pumpt die US-Notenbank gerade in den Markt. Der Krisen-Thriller müsste besser heißen: »Billion Dollar Baby«.