Einer fürs Image

Präsidentenwahl: Scharping gegen Berkmann / 125 Jahre BDR: Der Verband steckt in der Krise, wird Präsident Scharping heute wiedergewählt?

  • Christian Heinig
  • Lesedauer: 2 Min.
Herausforderer Berkmann
Herausforderer Berkmann

Persönlich haben sich die beiden Kontrahenten nie kennengelernt. Vielleicht ist das eine Erklärung dafür, warum Rudolf Scharping seinem Gegenkandidaten zuletzt »Klüngelei außerhalb aller Gremien in Hinterzimmern« vorwarf. Scharping muss heute auf der Jahreshauptversammlung des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) in Leipzig um seinen Posten als Präsident bangen. Seit 2005 bekleidet der einstige SPD-Kanzlerkandidat das Amt des BDR-Chefs.

Der »Mann aus dem Hinterzimmer« heißt Dieter Berkmann, war früher selbst ein Bahnradprofi und arbeitet heute als Facharzt für Orthopädie in Miesbach. Vor drei Wochen hat der 58-Jährige seine Kandidatur bekannt gegeben. Gesagt hat er seither wenig. Zu »sensibel« sei die Wahlsituation, erklärte Berkmann gegenüber ND. Er wollte vorab »nicht für unnötige Unruhe sorgen«. Oder anders formuliert: Berkmann hatte Sorge, er könne der Gegenseite Argumente liefern, die sein Bemühen schwächen.

Die Gegenseite ist ohnehin geschwächt, denn Scharping gilt als umstritten. Seine Kritiker werfen ihm vor, sich um das durch Doping ramponierte Image des Radsports nur halbherzig zu kümmern. Scharping konterte die Vorwürfe gegenüber ND: »Wir bekämpfen Doping, und zwar mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln.« Zur Begründung nennt der 61-Jährige das 2006 eingeführte Chaperon-System, bei dem ein Aufpasser den Fahrer vom Ziel bis zum Dopingtest begleitet. Dazu kommen Präventionsmaßnahmen sowie die Anlage von Blutprofilen der Radsportler. Auch die Zahl der Kontrollen sei erhöht worden.

Bei der Aufarbeitung der Dopingvergangenheit des BDR aber gibt Scharping kein gutes Bild ab. Eine Kommission zu dieser heiklen Thematik löste sich schon nach kurzer Zeit wieder auf – für Berkmann und die Opposition eine Steilvorlage. In Sachen Doping dürfe der BDR »keine Informationen zurückhalten« und müsse »viel rigoroser alles durchforsten, was den Radsport seit Jahren belastet«, fordert Berkmann. Einer der Gründe seiner Kandidatur sei, »das Image des BDR in der Öffentlichkeit wieder positiver zu gestalten«. Ginge es nach ihm, hätte Erik Zabel nach seinem Dopinggeständnis keinesfalls vom BDR für die Straßenrad-WM 2007 nominiert werden dürfen. Image ist eben alles.

Am Donnerstagabend hat Berkmann sein Programm mit dem Titel »Agenda 2016« den Präsidenten der 17 Landesverbände vorgestellt – vorerst noch fernab der Öffentlichkeit. Gestern sprach auch Rudolf Scharping ein letztes Mal vor der Abstimmung mit den Präsidenten der Landesverbände. 586 Stimmberechtigte haben heute die Wahl. Zum Sieg genügt die einfache Mehrheit.

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