Winnenden – ein Menetekel?

  • Horst Groschopp
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
Der Kulturwissenschaftler ist Präsident des Humanistischen Verbandes Deutschlands.
Der Kulturwissenschaftler ist Präsident des Humanistischen Verbandes Deutschlands.

Der Amoklauf des Tim K., der 15 Menschen und dann sich selbst erschoss, ist zum nationalen Ereignis geworden. Entsprechend breit ist die Debatte. Auguren, die bereits nach dem Erfurter Schulmassaker 2002 weissagten, bemühen erneut ihre alten Erklärungsmuster: Gewalt verherrlichende Computerspiele seien schuld, auch Gewaltdarstellungen in den Medien. Gemeint sind Killerspiele mit digitalen Opfern und einschlägige Filme, nicht Kriegsberichterstattungen.

Klischees taugen nicht zur Erklärung der Tat von Winnenden. Politische Motive fallen weg, ebenso Blutrache und Rechtsradikalismus. Allgemeiner Werteverfall ist auch nicht ablesbar. Lebensüberdruss aus Reichtum ist nicht zu erkennen, Protest gegen drückende Armut schon gar nicht. Ein behütetes Kind – von außen gesehen. Weder die großen Religionen noch der religionsfreie Humanismus vermögen die grauenvollen Geschehnisse einfach zu begründen. Ohnehin verbieten sich monokausale Erklärun...


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