Ein verhaltener Frühling auf vier Rädern

19. Auto Mobil International (AMI) wird heute auf dem Neuen Messegelände in Leipzig eröffnet

In den vier Hallen auf dem Neuen Messegelände in Leipzig ging es gestern - im Gegensatz zu früheren Jahren - ausgesprochen geruhsam zu. Es war zwar der übliche Pressetag, aber kein solches Gedränge wie sonst. Heute öffnet die traditionelle Auto Mobil International (AMI), die schon ihre 19. Auflage erlebt und sich längst den Ruf als wichtigste mittel- und osteuropäische Automesse erworben hat, ihre Tore für das Publikum. Mitten in der heftigsten Krise mit starken Absatzflauten und Finanznöten erhofft sich die Automobilbranche von Leipzig neuen Schwung. Doch der in früheren Jahren gepriesene »Frühling auf vier Rädern« dürfte diesmal eher ein verhaltener sein, auch wenn fast durchweg alle Automobilhersteller mit Wachstumsquoten in den ersten drei Monaten dieses Jahres aufwarten, die offensichtlich der neuen Abwrackprämie geschuldet sind.

Namhafte Hersteller fehlen in diesem Jahr

Bis zum 5. April präsentieren sich auf der AMI 493 Aussteller aus 20 Ländern mit 40 Automarken. Vor Jahresfrist waren es noch 50 Pkw-Marken. Doch angesichts der weltweiten Krise sind etliche Hersteller erst einmal auf die Bremse gegangen. So hat sich der Münchner BMW-Konzern nach schweren Absatzeinbrüchen für dieses Jahr von der AMI ebenso verabschiedet wie etwa Volvo, Saab und Nissan. Der japanische Hersteller Mitsubishi bleibt sowohl der AMI als auch der IAA (17. bis 27. September) in Frankfurt am Main fern. Nicht vertreten sind die Pkw-Marken des ums Überleben kämpfenden US-Herstellers General Motors – ausgenommen Opel Deutschland.

Dennoch verbreitete Messedirektor Wolfgang Marzin auf einer ziemlich abgespeckten Eröffnungskonferenz Optimismus. »Gerade in der Krise ist eine Messe ein ausgezeichnetes Marketinginstrument«, sagt er. Nach der Rekordquote aus dem vorigen Jahr mit 293 000 Besuchern wagt Marzin diesmal keine Prognose.

Zuversichtlich gibt sich auch der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), seit Jahr und Tag Partner und Mitveranstalter der AMI. »Leipzig als ausgewiesene Kunden- und Käufermesse ist eine ideale Plattform, in der aktuellen Krise ein Zeichen zu setzen«, ist VDIK-Präsident Volker Lange überzeugt.

84 Deutschland- und neun Weltpremieren

Die Aussteller kündigten immerhin 84 Deutschland- und neun Weltpremieren an. So verspricht der deutsche Hersteller Mercedes (Halle 4) gleich mehrere Neuheiten, darunter eine Taxiversion der E-Klasse als Weltpremiere. Allerdings scheint den Stuttgarter Automobilbauern die Partylaune vergangen zu sein. Denn die übliche Media-Night am Vorabend der Messe war schon vor Wochen abgesagt worden.

Die meisten Premieren können sich durchaus sehen lassen, weil sie sich durch Umweltfreundlichkeit auszeichnen. So feiert der japanische Kleinwagenproduzent Suzuki in Halle 3 mit dem neuen Alto Deutschlandpremiere. Mit dem wendigen Trendsetter ab 8900 Euro verspricht der Hersteller »ein zeitgemäßes Modellkonzept« und verweist auf den Kraftstoffverbrauch von 4,4 l/100 km und 103 g CO2-Ausstoß pro Kilometer sowie Abgasnorm Euro 5.

»Der Alto wird den Ansprüchen an einen modernen, sparsamen und sicheren Kleinwagen gerecht. Wir rechnen mit 5000 Bestellungen in diesem Jahr in Deutschland«, gibt Suzuki-Pressesprecher Jörg Machalitzky Auskunft. Überhaupt sei Suzuki gut aufgestellt und in Deutschland mit einem Zulassungsplus von 1,3 Prozent gegen den Trend gewachsen.

Der französische Automobilist Peugeot (Halle 3) zeigt als Weltpremiere einen Spar-Peugeot: den neuen Stadtflitzer 206+. Der Vorgänger des immer noch aktuellen Modells 207 wurde gründlich überarbeitet und bietet neben zwei Benzinern einen 68-PS-Dieselmotor an, dessen Durchschnittsverbrauch bei 4,2 l/100 km liegen soll, was einem CO2-Ausstoß von 110 Gramm je Kilometer entspräche. »Peugeot setzt seine Linie als Nummer 1 unter den Fahrzeugen mit einem CO2-Ausstoß unter 120 Gramm pro Kilometer konsequent fort. Jedes sechste Auto in dieser Emissionsgrenze ist ein Peugeot«, erläuterte Olivier Dardart, Geschäftsführer Peugeot Deutschland, gegenüber ND.

Beim japanischen Produzenten Mazda (Halle 4) wird der neue Mazda3 erstmals dem deutschen Publikum vorgestellt. Der deutsche Hersteller VW (Halle 1) zeigt den neuen VW Polo und als Weltpremiere die extrem sparsame Dieselversion Golf GTD. Und Ford (Halle 4) präsentiert den Mondeo LPG, der wahlweise mit Benzin, Erdgas oder Bio-Ethanol (E85) betrieben werden kann.

Wieder eine Messe zum Mitmachen

Wie seit jeher wird auch diesmal ein pralles Rahmenprogramm geboten, das auf Show und Erlebnis setzt. Eine Sonderausstellung in der Glashalle zeigt 25 außergewöhnliche Autos der letzten acht Jahrzehnte aus berühmten deutschen und internationalen Filmen.

Die 19. AMI folgt der Tradition, »Messe zum Mitmachen« zu sein. »Sehen – Staunen – Testen« heißt der Slogan. 250 Testfahrzeuge von 20 Pkw-Herstellern stehen zu Probefahrten bereit. Auf dem Freigelände erwartet die Messebesucher ein Mitfahrparcours mit spektakulären Elementen wie Steil- und Schrägfahrten im Geländewagen.

Bei der »Spritsparstunde« wird erklärt, wie man kraftstoffsparender fahren kann. Der ADMV zeigt in einer Sonderausstellung »Motorsport in Deutschland 1949 – 2009« historische Rennwagen, Motorräder, Rallyeautos, Crossfahrzeuge und sogar Rennboote

Parallel zur AMI findet vom 28. März bis 1. April in Halle 2 die Fachmesse AMITEC für Fahrzeugteile, Werkstatt und Service mit 283 Ausstellern aus 14 Ländern statt – eine Rekordbeteiligung.

19. AMI in Leipzig

Öffnungszeiten: 28. März bis 5. April (AMITEC 28. März bis 1. April) täglich von 9 bis 18 Uhr auf dem Neuen Messegelände in Leipzig.

Eintrittspreise: Tageskarte 10,50 Euro (ermäßigt 7 Euro), Dauerkarte 21,50 Euro, Feierabendticket (nach 15 Uhr) 6,50 Euro. Kinder ab sechs Jahren 5 Euro (für Jüngere Eintritt frei). Die Preise enthalten die Nutzung von Bussen und Zügen des Mitteldeutschen Verkehrsverbunds. Wer das nicht nutzt, zahlt für ein Tagesticket nur 9,50 Euro.

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