nd-aktuell.de / 28.03.2009 / Kultur / Seite 4

Der Elegante

Maximilian Schell / Der Schauspieler erhält heute den Bochum Award

Hans-Dieter Schütt

Der Steiger Award in Bochum. Award lässt an Hollywood oder andere Galastätten des Starkults denken. Steiger und Bochum – das wiederum klingt nach handfestem Abstieg in heldenhafte Arbeit. Scheinwerfer und »unter Tage«, ein natürlicher Widerspruch. Aber das Ruhrgebiet ist ein deutsches Kulturzentrum, und so hat der Preis sein Renommee. Dieter Hallervorden erhält ihn heute, Veronica Ferres, die Ex-Präsidenten Prodi und Kwasniewski. Und: Maximilian Schell.

Er scheint längst eingesponnen in die eigene Legende. Wirkt so gemächlich, weil sich Denkmäler selten schnell bewegen. Ein in seinem Charme glücklich Versteinerter – das aber mit dem Vollblut des melancholischen, leise tragischen Schauspielertyps, der er immer war. Der 1930 in Wien Geborene, Sohn eines Schweizer Schriftstellers und einer Wiener Schauspielerin, Bruder einer Schauspielerin und eines Schauspielers, spielte in München und in Hamburg. Wo ihn Gustaf Gründgens mit dem Hamlet besetzte. Da glänzte es auf, Schells Wesen: In welche dunklen Gründe er auch hinab stieg, die Oberflächen waren immer dabei. In aller Zerrissenheit war da stets auch, und mitunter dominierend, die undurchdringliche Eleganz einer Luxus-Existenz.

Er bekam einen Oscar für seinen deutschen Verteidiger in Stanley Kramers »Urteil von Nürnberg«, er prägte viele Streifen aus den USA, produzierte den Film »Der Richter und sein Henker« und hat in den letzten Jahren in deutschen Fernsehfilmen mitgewirkt. Über Marlene Dietrich drehte er einen Dokumentarfilm gleichsam ganz ins Dunkle ihrer Pariser Wohnung hinein, und zum Film wurde auch das tragische Verdämmern seiner Schwester Maria Schell, ein so zartes wie tragisches Dokument der Geschwisterliebe und der metaphysischen Dimensionen des Daseins.

Wenn man diesen Schauspieler sieht, feiert man automatisch einen Abschied mit. Denn die Bannkraft seiner Augen, die Strahlungsintensität seiner so selbstverständlichen Eitelkeit und das trotzig Galante seiner Altersjugend weben an der Legende, die längst keine Kameras mehr braucht, um doch dauerhaft im Lichte zu stehen.