Schwere Vorwürfe gegen Bahn-Vorstand

Offensichtlich ließ der Konzern die E-Mails seiner Mitarbeiter gezielt durchsuchen

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 2 Min.
Nachdem die beiden Sonderermittler zur Datenaffäre dem Bahn-Vorstand am Freitag ihre Ergebnisse präsentierten, gerät Bahnchef Mehdorn in Erklärungsnot. Die Bahngewerkschaften GDBA und Transnet fordern bereits seinen Rücktritt.

Die Tage von Hartmut Mehdorn als Chef der Deutschen Bahn sind offenbar gezählt. Der Konzernlenker steht unter Verdacht, von der jahrelangen Bespitzelung seiner Mitarbeiter durch die Konzernrevision gewusst zu haben. Die so genannte Datenaffäre könnte Mehdorn endgültig zu Fall bringen. Hinter seinem Rücken tobt bereits ein Machtkampf zwischen SPD und CDU. Die Sozialdemokraten wollen den Bahnchef vor der Bundestagswahl stürzen, um noch Einfluss auf die Kür seines Nachfolgers zu haben. Die CDU gibt sich gelassen und hofft, nach gewonnener Wahl ohne die Sozis entscheiden zu können.

Deshalb erwartete man am Freitag mit großer Spannung die Ergebnisse der Sonderermittler in Sachen Datenaffäre. Sollten sich die Spitzel-Vorwürfe gegen Mehdorn erhärten, müsste der Bahnchef wohl seinen Hut nehmen. Mit den Nachforschungen waren neben den Wirtschaftsprüfern von KPMG auch die beiden Sonderermittler Gerhard Baum (FDP) und Herta Däubler-Gmelin (SPD) beauftragt worden. Insbesondere die beiden Ex-Politiker erhoben dabei schwere Vorwürfe gegen den Bahn-Vorstand. Nach Informationen der »Süddeutschen Zeitung« behaupteten die Sonderermittler vor dem Bahn-Aufsichtsrat, das Unternehmen hätte E-Mails von Mitarbeitern gezielt nach Kontakten zu Journalisten durchsuchen lassen. Demnach seien private E-Mails an eine interne Kontrollinstanz weitergeleitet worden, ohne dass die Betroffenen darüber informiert worden wären. Das Vorgehen lasse vermuten, so die beiden Ermittler, dass hier eine »automatische Weiterleitungsfunktion« eingerichtet worden sei.

Weitere Vorwürfe gegen die Bahn-Vorstand waren bereits am Donnerstagsabend bekannt geworden. So beschuldigte der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, das Bahnmanagement, die Konzern-Betriebsräte gezielt überwacht zu haben. Gegenüber der »Frankfurter Rundschau« äußerte er den Verdacht, dass auch »Kontakte zwischen GDL-Funktionsträgern und Mitarbeitern ausgeforscht« worden seien. So hätten sich die GDL-Funktionäre während des großen Tarifstreits im Jahre 2007 gewundert, »wie genau die Bahnspitze über Strategien, Streikaktionen und Terminpläne informiert war«.

Nach Ansicht des Gewerkschafters muss Mehdorn von diesen »Schnüffelaktionen« gewusst haben. Schließlich unterstehe die maßgeblich beteiligte Konzernrevision direkt dem Bahnchef, so Weselsky.

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