Energiewald in der Grube

Lauchhammer schafft sich eine erneuerbare Stromquelle

  • Werner Hoppe
  • Lesedauer: 3 Min.
Ausgerechnet mitten im Lausitzer Braunkohlerevier soll Strom statt aus Kohle aus Biomasse erzeugt werden. Mit den alten Tagebauen hat das Projekt in Lauchhammer dennoch zu tun: Die sollen nämlich mit schnell wachsenden Gehölzen – Energiewald – bepflanzt werden.

Noch sind die Knospen der Pappeln und Robinien kaum größer als die von frisch gepflanzten Kirsch- oder Apfelbäumen. Aber die schnellwachsenden Gehölze werden sie schon in diesem Frühling an Größe und Umfang überholen. Genau deswegen ist der plantagenartig gepflanzte Wald in der Senke des ausgekohlten Tagebaus Kostebrau, einem Ortsteil von Lauchhammer, angelegt worden. Im Jahr 2007 kamen hier auf 77 Hektar Pappel-, Robinien- und Weidenzöglinge in das jetzt noch etwa 100 Meter unterhalb der einstigen Grubenkante liegende Tal. Im vergangenen Jahr wurden nochmals 59 Hektar aufgeforstet. Alle zwei bis fünf Jahre soll dieser Wald Holz zur Energiegewinnung liefern. Als Hackschnitzel – im Durchschnitt sechs Tonnen je Hektar und Jahr – wandert es in ein Heizkraftwerk und von dort, in Elektrizität und Wärme umgewandelt, in örtliche Schulen sowie andere kommunale Gebäude. Künftig soll der gemeindeeigene Energiewald die Hälfte des Energiebedarfs von Lauchhammer decken. »Unsere Stadt plant«, so Bürgermeisterin Elisabeth Mühlpforte, »insgesamt 400 Hektar Energiewaldfläche von der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau- und Verwaltungsgesellschaft (LMBV) zu kaufen und damit Strom zu erzeugen.« Ein wissenschaftliches Gutachten aus dem Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften in Finsterwalde soll die Wirtschaftlichkeit untersuchen.

So wie hier in der einstigen Grube Kostebrau hat die LMBV bereits 10 200 Hektar als Energiewald rekultiviert. Die Böden im Lausitzer Braunkohlegebiet sind schon seit der Eiszeit arm bis frei an Humus und dank des Bergbaus ziemlich sauer. Deshalb musste im Gebiet der Grube Kostebrau und an vergleichbaren Standorten geeigneter Boden aufgeschüttet werden. Die rund 100 Millionen einjährigen Sämlinge zwölf verschiedener Baumarten – darunter Birke, Hainbuche, Esche und Ulme – wurzeln heute in mageren Lausitzer Sanden bzw. gehaltvolleren mitteldeutschen Lehm- und Tonböden.

Neben der Umwandlung einer Reihe erschöpfter Tagebaue zu einer Seenkette, der Übergabe von Ackerflächen nach aufwendigen bodenverbessernden Maßnahmen an heimische Landwirtschaftsbetriebe sowie kleinen Bioreservaten und Touristikplätzen bereichern Energiewälder wie der von Lauchhammer bereits das Landschaftsbild und den Erholungswert der Bergbaufolgelandschaft.

Die Vorteile dieses Wandels von der Kohle zum Energiewald sind vielfältig. In erster Linie erfolgt eine Revitalisierung der durch den Rohstoffabbau stark gestörten Natur- und Kulturräume. Zudem bringen die Kippenwälder wieder frische Farbe ins Landschaftsbild. Das wenig freundliche kahle, so gut wie tote Aschgrau verschwindet unter dem zukunftsverheißenden Grün der Bäume mit ihrem beträchtlichen CO2-Minderungspotenzial. Wenn man weiß, dass rund 60 Prozent der ehemaligen Tagebauflächen, somit etwa 30 000 Hektar, in der Lausitz neu bewaldet werden und damit der ursprüngliche Anteil an Forstfläche in diesem Territorium wieder erreicht wird, dann hat Lauchhammer alle Chancen, seinen kommunalen Energiewald sogar über die 400 angestrebten Hektar hinaus zu erweitern.

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