Repressive Polizei

NATO-Gegner kritisieren Ordnungshüter

  • Lesedauer: 2 Min.

Straßburg (Agenturend/ND). Nach den Straßenschlachten und Brandstiftungen beim NATO-Gipfel haben Teilnehmer der Demonstrationen den Einsatz deutscher und französischer Polizisten scharf kritiisiert. »Ein Grund für die Eskalation der Gewalt war, dass wir von Deutschland nicht über die Brücke gelassen wurden«, sagte am Sonntag in Straßburg der Europaparlamentarier der LINKEN, Tobias Pflüger. Man habe die etwa 6000 friedlichen Demonstranten in Kehl nicht zu der Kundgebung mit etwa 10 000 Teilnehmern auf französischer Seite lassen wollen.

Auf französischer Seite seien Tränengasgranaten von Hubschraubern auf friedliche Gruppen von Demonstranten geworfen worden, sagte die Sprecherin Arielle Denis. Strecken durch den Rheinhafen, die offen sein sollten, seien plötzlich hermetisch abgeriegelt worden. Dort war es zu stundenlangen Krawallen mit Tränengaseinsatz gekommen. »Wieso haben die Polizisten die Vermummten nicht daran gehindert, die Gebäude in Brand zu stecken?«, fragte Denis. Demonstranten hatten nahe der deutsch-französischen Grenze ein Hotel, eine Apotheke, ein Touristeninformationszentrum und ein früheres Zollgebäude in Brand gesteckt.

Der deutsche Friedensaktivist Monty Schädel kündigte in Straßburg an, dass sich Friedensgruppen gerichtlich gegen Beschneidungen des Demonstrationsrechts während des NATO-Gipfels wehren wollen. Er kritisierte, dass bei der friedlichen Blockade von 500 Menschen auf einer Zufahrtsstraße zum NATO-Gipfel Wasserwerfer und Tränengas eingesetzt wurden. Auch in Deutschland seien mit einer Vielzahl an Detailregelungen Möglichkeiten geschaffen worden, jederzeit in eine Demonstration einzugreifen, sagte der Sprecher der »Deutschen Friedensgesellschaft / Vereinte KriegsdienstgegnerInnen«.

Ein positives Fazit zog unterdessen die Gewerkschaft der Polizei. Es sei der Umsicht des Einsatzstabes in Freiburg zu verdanken, dass die Feierlichkeiten zum 60. NATO-Jubiläum in Baden-Baden und Kehl ohne Zwischenfälle verlaufen seien, sagte Gewerkschaftschef Konrad Freiberg. Angesichts der Krawalle auf französischer Seite sprach er sich für eine europäische Polizei-Strategie bei Großveranstaltungen aus.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal