Traum und Trug

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Für viele Menschen nicht nur in den USA wurde Barack Obama nach den düsteren Bush-Jahren zum herbeigesehnten Heilsbringer. So manche Hoffnung ist inzwischen auf dem harten Boden politischer Realität zerschellt. Mit seiner Vision einer atomwaffenfreien Welt dürfte der neue USA-Präsident jedoch erneut den Nerv von Millionen getroffen haben. Ein solcher Vorschlag wäre bei seinem Vorgänger undenkbar gewesen.

Doch sollte man nicht vergessen, dass der Weg zur Verwirklichung visionärer Vorstellungen lang und steinig ist. Ein erster Schritt könnte noch in diesem Jahr das Nachfolgeabkommen mit Russland für den START-Vertrag zur Reduzierung der strategischen Offensivwaffen sein. Schon hier lauern diverse Hürden, wenn konkret ausgehandelt werden muss, welche Waffen wie zu erfassen und zu liquidieren sind. Und warum gab es vom NATO-Jubiläumsgipfel kein Signal für den Abzug der US- Kernwaffen, die auch noch 20 Jahre nach Ende des Kalten Krieges in Europa stationiert sind? Wo bleibt die Erklärung der Bundesregierung, endlich auf ihre »nukleare Teilhabe« zu verzichten? Ganz davon zu schweigen, dass atomare Abrüstung und die Entwicklung einer kooperativen Sicherheitssystems zwei Seiten einer Medaille sein müssen. Bei der NATO aber davon keine Rede. Ihre militärische Strategie, so der Friedensgottesdienst am Sonntag im Gipfelort Kehl, sei ethisch nicht zu rechtfertigen. Zwischen Traum- und Trugbild liegt oft nicht viel.

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