Entlassen vor Publikum

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 2 Min.

Was für ein Spaß: Inspiriert von der weltweiten Finanzkrise hat die niederländische TV-Produktionsfirma Endemol ein neues Format entwickelt. In der Realtiy-Show »Someone gotta go« sollen Kollegen vor laufender Kamera darüber entscheiden, wer in ihrer wirtschaftlich angeschlagenen Firma entlassen wird.

Der Plot ist einfach: Die Beschäftigten kommen zusammen. Sie erhalten vom Chef einen Bericht über die Lage und Angaben über alle Mitarbeiter. Wer verdient wie viel? Welche Summe muss eingespart werden? Dann wird medienwirksam entschieden wer gehen muss. Schlechte Karten, wer sich bei den Kollegen unbeliebt gemacht hat. Schwer zu halten auch der Kollege, der immer so stinkende Füße hat. Oder gar die Kolleginnen im Stich gelassen hat, weil sie als Gewerkschafterin mal wieder streiken wollte. Belegschaften sind keine homogene und solidarische Gemeinschaft und genau das macht sich die Produktionsfirma zunutze.

In die USA wurde das Format als erstes verkauft. FOX produziert nach eigenen Angaben bereits erste Folgen. Viele Unternehmen hätten sich bereiterklärt, mitzumachen, erklärte der Verantwortliche Mike Darnell. »In der momentanen finanziellen Situation ist ein solches Szenario leicht zu finden.« Für ihn ist es eine spannende Sache: »Wenn du weißt, dass jemand entlassen werden muss, möchtest du diese Entscheidung deinem Boss überlassen, oder möchtest du das gemeinsam mit deinen Kollegen entscheiden? Ich denke jeder würde doch lieber letzteres wählen. Denn sie fragen sich, warum hat der Boss den entlassen, während dieser Idiot da drüben weiterhin beschäftigt ist?«

Die künftigen Zuschauer haben sich bereits im Internet ausgelassen. »Krank, einfach krank«, kommentiert eine Leserin der Washington Post. Ein Leser schreibt: »Ich bin sicher, es wird nicht mehr lange dauern und wir werden bei FOX eine Show sehen können, bei der Depressive zusammenkommen und wir live verfolgen können, welcher von ihnen sich umbringt.« Dennoch ist sich die Mehrheit der Leser sicher: Die Serie wird erfolgreich sein, allein wegen der Schadenfreude. Ja, was haben wir gelacht.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal