nd-aktuell.de / 17.04.2009 / Brandenburg / Seite 17

Von Ort zu Ort

Standortbestimmungen in der Acud-Galerie

LucĂ­a Tirado
Toyomi Senda »Die Selbstzweifel«, Acryl auf Leinwand
Toyomi Senda »Die Selbstzweifel«, Acryl auf Leinwand

Das Zuhause ist nicht unbedingt dort, wo die Rechnungen ankommen. Mancher versucht, es immer bei sich zu haben – egal wo er gerade ist. Olja Koslova (Russland) und Elma Riza (Frankreich), Studierende der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, untersuchen den Begriff des heimischen Gefühls in ihrem Video »Weiter als alle ähnlichen Orte«.

Poetisch ist der Text und lässt wie in den zwei weiteren kurzen Filmen der Künstlerinnen Raum für eigene Interpretationen der zuweilen melancholisch wirkenden Bilder. Den dazu gesprochenen Monolog nennen sie »Dialog zwischen Ich und Ich«.

Die Acud-Galerie in der Veteranenstraße in Mitte vereint in ihrer neuen Ausstellung interessant zusammengestellte künstlerische Positionen zum Thema »Ort«. Die Ausgangspunkte der jungen Künstler können unterschiedlicher kaum sein. Der Japaner Akitoshi Honda, Student der Universität der Künste, beschäftigt sich mit der Wahrnehmung. Er filmte vom festen Standort eine Brücke in Mannheim, über die der Verkehr flutet. Was erreicht das Bewusstsein eigentlich noch, wenn man dieses Bild täglich vor Augen hat? Akitoshi Honda lässt die Farbwerte zeitweise auf schwarz-weiß zurückgehen und bietet an, sich auf die Autos zu konzentrieren und den Hintergrund damit verschwinden zu lassen. So spielt er mit der eigentlich unspektakulären Situation des Filmmotivs.

Ebenfalls aus Japan kommt Toyomi Senda mit der Malerei »Selbstzweifel«. Inspiriert vom Selbstbildnis eines alten Meisters aus dem Jahr 1500 entstand in Acryl auf Leinwand ein Triptychon, das nicht durch Linien, sondern nur durch Punkte und Farben Ausdruck findet. Schaffensmotive dieser Arbeit sind das Suchen, Finden und Widerspiegeln von Gefühlen und Intuitionen. Der in Berlin lebende Franzose Damien Daufresne zeigt 15 Bewegungsskizzen von Tänzern. Was ist schon ein Ort, während sie in Bewegung sind? Die Tanzenden fliegen mit Ausdruckskraft über alles hinweg. Die Österreicherin Daniela Zeilinger zelebriert schließlich mit 18 Fotografien eine »Hommage an die Nebensächlichkeit«. Mit gutem Recht. Die gibt es schließlich überall und nirgends.

Eine eigenwillige Mischung ist diese Gruppenschau. Die Wirkung der Arbeiten ist nicht sofort spürbar. Aber es kann durchaus sein, dass sich später woanders eine Interpretation plötzlich gedanklich einstellt. Sie ist einfach mitgekommen – von Ort zu Ort. Am 1. Mai veranstaltet die Galerie dann eine Versteigerung von gestifteten Kunstwerken des Acud Vereins.

Bis 29.4., Mi.-So. 17 bis 22 Uhr, Acud-Galerie, Veteranenstr. 21, Mitte