Salzkartoffeln mit grüner Soße

Am 23. April beginnt in Schwerin die Bundesgartenschau unter dem Motto »Sieben Gärten mittendrin«

  • Heidi Diehl
  • Lesedauer: 5 Min.
Wenige Tage vor der Eröffnung bleibt noch genug Arbeit für die Mitarbeiter
Wenige Tage vor der Eröffnung bleibt noch genug Arbeit für die Mitarbeiter

Laufbegeisterte Schweriner können sich ab Donnerstag auf eine ganz besonders schöne Strecke für ihre tägliche Trainingsrunde freuen: Die Bundesgartenschau öffnet am 23. April ihre Pforten für die Besucher – und wer es will, kann 24 Kilometer am Stück zurücklegen. So lang sind alle Wege zusammengenommen. Möglicherweise macht das ja der eine oder andere, schade aber wär's, an all den schönen Gärten einfach so vorbeizujoggen. Zu viel würde einem so entgehen.

Sieben Gärten mittendrin

Anders als zur letzten Bundesgartenschau vor zwei Jahren in Gera und Ronneburg kommt die Schweriner sehr kompakt daher: Die Gesamtfläche beträgt 550 000 Quadratmeter, 39 500 davon sind Ausstellungsflächen. Sie präsentieren sich in Form von sieben ganz unterschiedlichen Gärten rund um das Schweriner Schloss. Wo immer man sich aufhält, hat man es im Blick. Und so erklärt sich auch das Motto der 30. Bundesgartenschau seit 1951: »Sieben Gärten mittendrin«. Wie Buga-Chef Jochen Sandner sagte, wird die Gartenschau auch deshalb für die Besucher besonders attraktiv sein, weil sie mitten in der Stadt liegt und es nur wenige Minuten zu Fuß bis in die historischen Altstadt sind. So etwas habe es letztmalig 1975 in Mannheim gegeben.

Unterschiedlicher könnten die sieben Gärten nicht sein. Sie reichen vom italienischen Renaissance-, über einen Barock- und englischen Landschaftsgarten bis hin zum ganz modernen, der durch klare Linien besticht.

Der Garten des 21. Jahrhunderts ist gleichzeitig der Eingangs- und Empfangsbereich der Buga. Über einen Kolonnadenweg gelangt man auf die »Schwimmende Wiese«, eine streng rechteckige, etwas futuristisch daherkommende Fläche. Mit vielerlei Stauden bepflanzte Hügel wechseln sich ab mit Rasenflächen und Wegen, die statt mit Rindenmulch mit in der Sonne glitzerndem klein gebrochenem grünen Glas bedeckt sind. Vielleicht ist das ja das Mittel der Zukunft gegen Unkraut.

Ganz anders kommt der Burggarten rund um das Schloss daher. Besonderes Schmuckstück ist die gusseiserne, direkt an das Schloss angebaute Orangerie, die Mitte des 19. Jahrhunderts den höchsten Stand der Ingenieurkunst verkörperte. Bis heute wird sie im Winter als wärmendes Dach für empfindliche Tropenpflanzen genutzt, im Sommer als gemütliches Café. Der Burggarten ist eine Mischung aus englischem Landschafts- und italienischem Terrassengarten der Renaissance. Wiederhergestellt wurde auch die historische Rosenanlage im Nordteil des Ensembles.

Lennés schönes Erbe

Der Schlossgarten ist unter den sieben Schönen der größte und vielfältigste und bietet Einblicke in die gärtnerische Kunst mehrerer Jahrhunderte. Seine Wege führen in den von Joseph Lenné konzipierten englischen Landschaftspark. Viele Jahrzehnte war dieser Teil sich selbst überlassen, »irgendwann war Lennés Idee einem kompakten deutschen Mischwald gewichen«, erzählt Jochen Sandner. Alten Pläne und der Säge ist es zu verdanken, dass die vom Gartenkünstler erdachten Sichtachsen zum Faulen See oder zum Schloss wieder vorhanden sind. Ganz unterschiedliche Heckenformen und -pflanzen wurden zu einem Irrgarten zusammengefügt, und die Friedhofsgärtner zeigen, dass Grabstätten echte Hingucker sein können. Auf der großen Freilichtbühne im Schlossgarten werden bis zum 11. Oktober, wenn die Buga schließt, zahlreiche Veranstaltungen stattfinden, für die man übrigens keinen Extra-Eintritt zahlen muss.

Anregungen und Tipps für die Gestaltung der eigenen Scholle oder des Balkons findet man vor allem im Garten am Marstall. Von hier aus kann man trockenen Fußes übers Wasser laufen, eine 325 Meter lange Pontonbrücke – die nach der Buga leider wieder verschwindet – macht's möglich. Auf der anderen Seite endet der Spaziergang im Ufergarten. Hier angekommen, kann man die beim Laufen verbrannten Kalorien sofort wieder ersetzen. Die gastronomischen Einrichtungen, die vor allem in diesem Bereich konzentriert sind, werden nichts unversucht lassen, die Besucher zu Deftigem oder Kaffee und Kuchen zu »überreden«. Allzu schwer wird das aber nicht sein, denn von hier aus kann man das Schloss mit seinen vielen kleinen Türmchen und dem alles überragenden Hauptturm von seiner Schokoladenseite anschauen.

Häppchen in XXL-Variante

Ums Schlemmen geht es auch im Küchengarten. In ihm wurden schon für den einstigen Schlossherrn Großherzog Paul Friedrich I. (1800-1842) Gemüse, Obst und Kräuter angebaut, später geriet das in Vergessenheit, und nun wächst hier wieder viel gesundes Grünzeug heran. Und wird dem Besucher häppchenweise in Schüsseln, Tellern und Töpfen serviert. Allerdings in der kunstvollen XXL-Variante, wie beispielsweise Salzkartoffeln mit grüner Soße. Ein Spaß zum Gucken und Staunen, der nach der Buga allerdings genauso verschwinden wird wie die große Blumenhalle, die ebenfalls im Küchengarten steht und die Besucher bis zum Herbst mit 20 verschiedenen Blütenschauen anlocken wird.

Bleibt noch der Naturgarten, der nicht nur mit einer großen Orchideenwiese verzaubert, sondern auch einen Abenteuerspielplatz mit Kamelen, Echsen und Feuer spuckenden Vulkanen, der so schön ist, dass ganz bestimmt auch mancher Erwachsener wieder das Kind in sich entdecken wird. Kuscheliger als die hölzernen Spielgesellen sind die Ziegen, Schafe und Kaninchen im Kinderbauernhof gleich nebenan.

  • Infos: Bundesgartenschau Schwerin 2009 GmbH, Eckdrift 43-45, 19061 Schwerin, Tel.: (0385) 2009-444, Fax: -111,
  • E-Mail: info @buga-2009.de, www.buga-2009.de
  • Die Buga ist vom 23. April bis 11. Oktober, 9 Uhr bis Sonnenuntergang, geöffnet
  • Eintrittspreise: Erwachsene 16 Euro, Schüler, Studenten, Auszubildende, Grundwehr- und Zivildienstleistende, Schwerbehinderte, ALG-II-Empfänger 14 Euro, Kinder ab 1,10 m bis 15 Jahre 4 Euro, Abendkarte, täglich ab 18 Uhr, 10 Euro, Gruppen ab 15 Personen 15 Euro, Dauerkarten 90 Euro (Kinder 25)
  • Die Buga ist barrierefrei, Rollstühle und Bollerwagen können ausgeliehen werden
  • Anreise: Am besten mit Schönes-Wochenende-Ticket oder Länder-Ticket der Bahn (dann erhalten Sie einen Euro Nachlass auf den Eintritt). Bei Anreise mit dem Pkw dem Verkehrsleitsystem folgen.
Wo auch immer man auf der Buga unterwegs ist, das Schloss liegt immer mittendrin
Wo auch immer man auf der Buga unterwegs ist, das Schloss liegt immer mittendrin
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