Oben und Unten

Sonntag: »Tatort«

  • Rainer Braun
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Zeiten, in denen auch soziale Konflikte im ARD-»Tatort« verhandelt wurden, gehören weitgehend der Vergangenheit an. Und so macht denn auch »Oben und Unten«, der nunmehr 20. RBB-Tatort mit dem Ermittler-Duo Ritter & Stark (Dominic Raacke und Boris Aljinovic), keine Ausnahme. Der Titel versteht sich vor allem auf das Leben oberhalb und unterhalb der Hauptstadt – mit hübschen Bildern vom verschlungenen Tunnelsystem der U-Bahn.

Die Geschichte dieses Jubiläumstatorts (Buch: Natja Brunckhorst) ist relativ schnell erzählt. In einem U-Bahn-Waggon wird der zwielichtige wie skrupellose Bauunternehmer Horst Baumann tot aufgefunden. Erste Ermittlungen ergeben, dass er an einem anderen Ort erschlagen und dann in einen Zug gesetzt wurde. Interesse am Ableben von Baumann könnten einige gehabt haben ...

In gewisser Hinsicht spiegeln sich in »Oben und Unten« jene Probleme, die der »Tatort« mit dem Duo Ritter & Stark seit dem Start 2001 hat (Regie: Nils Willbrandt): nicht überzeugenden Dramaturgie sowie Stoff- und Figurenentwicklung. Einst waren die Rollen klar verteilt – hier der letzte

Asphaltcowboy Ritter (Raacke), dort der brav-biedere Familienvater Stark (Aljinovic).

Die Geschichte selbst wird, auch das ist eine Konstante der RBB-Ermittler – am Ende sehr klein gehalten. Dahinter steckt offensichtlich notorische Scheu, die sozialen und politischen Realitäten in der Hauptstadt mit geeigneten Mitteln fiktional aufzugreifen. Bankenkrise oder Korruption aber sind Themen, die längst anderswo – etwa in der ZDF-Krimi-Reihe »Unter Verdacht« – mit politischen Dimensionen stilsicher erzählt werden.

Eine Ausnahme hinsichtlich der Qualität boten früher allenfalls die Auftritte von Günter Lamprecht unter Regisseur und Drehbuchautor Matti Geschonneck. Beide verließen Mitte der 90er Jahre den SFB, weil sie mit einer Reduzierung der Drehtage nicht einverstanden waren – Geschonneck dürfte diesen Schritt mit Blick auf seine weitere Karriere kam bereut haben.

(Sonntag, ARD, 20.15 Uhr)

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