Hegemonieverlust

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 1 Min.

Der Anspruch ist gewaltig: »Der Sucre wird die Diktatur des Dollars beenden.« So euphorisch bewertet Venezuelas Präsident Hugo Chávez das Abkommen zur Währungsunion der Staaten der Bolivarianschen Alternative (ALBA). An der globalen Vormachtstellung des Dollars wird diese Währungsunion freilich allein nichts ändern, wiewohl sie fraglos die fünf ALBA-Länder vom Greenback in Teilen emanzipiert. Mit der Abwicklung des intraregionalen Handels auf der Basis des Sucre wird dieser eindeutig erleichtert, weil kleinere Unternehmen nicht mehr vor der Hürde des Devisenzugangs stehen.

Diese Währungsunion ist ein weiteres Indiz dafür, dass der Status des Dollars als Leitwährung in der Erosion begriffen ist, freilich ohne dass eine andere Währung willens oder in der Lage wäre, die Funktion des Dollars zu übernehmen. Nach wie vor wird der Großteil des Welthandels auf Dollarbasis abgewickelt und zwei Drittel der globalen Währungsreserven in Dollar gehalten. Doch angefangen vom Hauptdollargläubiger China fürchten immer mehr Länder einen drastischen Dollarverfall, sobald die Weltwirtschaftskrise überstanden ist und der als sicher erachtete Dollarhafen zum Risikofaktor wird. Risikodiversifikation und Emanzipation vom Dollar sind deswegen en vogue: Auch Brasilien und Argentinien haben ihren Handel auf die eigenen Währungen umgestellt. Washington wird sich über diesen Hegemonieverlust nicht freuen.

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