Anzeige gegen HSH-Vorstand

Schleswig-Holsteins Finanzminister Wiegard gerät weiter unter Druck

  • Velten Schäfer, Schwerin
  • Lesedauer: 2 Min.
Die HSH-Nordbank feuert und verklagt ihren bisherigen Spitzenmanager Frank Roth. Der soll interne Papiere an Dritte weitergegeben haben. Auch Finanzminister Wiegard gerät weiter unter Druck: Hat er das Parlament monatelang über die Situation der Bank im Unklaren gelassen?

Die Mitteilung des Aufsichtsrates der skandalgeschüttelten HSH-Nordbank, der Landesbank von Schleswig-Holstein und Hamburg, war knapp am Donnerstagabend: »Der Präsidialausschuss hat in seiner heutigen Sitzung Sachverhalte zur Kenntnis genommen, die bei vorläufiger Bewertung eine weitere Zusammenarbeit mit Frank Roth als Mitglied des Vorstands unzumutbar machen.«

Mit einem Satz war der bisher für Revision, Personal und IT zuständige Bankmanager gefeuert. Gerade in der Finanzbrache war diese Mitteilung vielen zu dürr; so würden doch wieder nur Spekulationen über den Zustand des Hauses provoziert, das 2008 nahezu drei Milliarden Euro verloren – und kürzlich eine Finanzspritze in gleicher Höhe erhalten hat, zuzüglich Garantiezusagen, die sich – bislang – auf weitere zehn Milliarden belaufen.

Gestern sickerten dann Details durch, die ein neues Kapitel der Skandalgeschichte um die taumelnde Bank aufschlagen, die zu je rund 30 Prozent der Handsestadt und Schleswig-Holstein gehört – sowie zu über 25 Prozent dem Finanzinvestor J.C Flowers: Roth soll interne Informationen nach außen gegeben haben. Offenbar wurde dem Manager eine regelrechte Falle gestellt. Speziell gekennzeichnete Dokumente, die Roth vertraulich übergeben worden seien, seien anschließend in England aufgetaucht. Dort hätten sie gar zu Spekulationen gegen die Bank benutzt werden können, mutmaßte die »Welt«. Roth hatte vor seinem Antritt bei der HSH im Jahr 2007 in London für das Finanzinstitut Dresdner Kleinwort gearbeitet. Die Bank stellte gestern wegen der mutmaßlichen Indiskretion Strafanzeige gegen den Manager.

Für die Schieflage der HSH kann Roth freilich nichts; die fatalen Weichen wurden vor seiner Zeit gestellt. Doch erhöht der neuerliche Skandal den politischen Druck, besonders auf den schleswig-holsteinischen Finanzminister und HSH-Aufsichtsrat Rainer Wiegard (CDU) und Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU), der wegen der HSH-Affäre bereits seinen Wirtschaftsminister Werner Marnette verloren hat. Erst am Mittwoch war bekannt geworden, dass bereits im April 2008 ein HSH-Papier vor unzureichender Kontrolle der Risiken gewarnt hatte.

SPD-Chef Ralf Stegner, der 2007 aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden war, weist jede Verantwortung für sich zurück. Und FDP-Chef Wolfgang Kubicki, mit dem Carstensen gerne nach der nächsten Landtagswahl koalieren würde, verlangt Wiegards Entlassung.

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