Söldnerattentat in Bolivien gescheitert

Polizei tötete drei Terroristen und hob Waffenlager aus / Mordpläne gegen Morales enthüllt

  • Benjamin Beutler
  • Lesedauer: 3 Min.
In der bolivianischen Oppositionshochburg Santa Cruz haben Spezialkräfte drei mutmaßliche Terroristen getötet und Waffenlager ausgehoben. Geplant waren Anschläge auf den Präsidenten und andere Politiker.

Bei einem Feuergefecht mit bolivianischen Polizeikräften starben der Rumäne Magyarosi Árpád, der Ire Duayer Michel Martin und der Bolivianer Rozca Flores, zwei weitere Männer wurden verhaftet. Auf Befehl von Präsident Evo Morales, der sich zum Zeitpunkt der Geschehnisse auf dem ALBA-Gipfeltreffen in Venezuela aufhielt, waren in der Nacht zum Donnerstag Spezialkräfte aus dem 900 Kilometer entfernten La Paz in die Tieflandmetropole Santa Cruz de la Sierra eingerückt. 20 Minuten lang hatten sich die schwer bewaffneten Männer ihrer Festnahme widersetzt. Im zentrumsnahen Hotel »Las Americas« hatten diese sich verschanzt, die Explosion einer Granate zerstörte das vierte Stockwerk des Gebäudes. Zwei überlebende Verdächtige befinden sich in Polizeigewahrsam und wurden nach La Paz verbracht.

Im Hotel gefundene Dokumente belegten »Vorbereitungen zum Mord gegen den Präsidenten und den Vizepräsidenten der Republik«, so Vizepräsident Álvaro García Linera zu Plänen der Gruppe. Einer der Verhafteten habe Anfang der 90er Jahre für die Unabhängigkeit Kroatiens gekämpft, alle Verdächtigen besäßen eine »extrem rechtsfaschistische Ideologie«, so Linera. Auch der Präfekt von Santa Cruz und erklärte Morales-Gegner Rubén Costas sowie der Kopf der katholischen Kirche, Kardinal Julio Terrazas, hätten auf der Todesliste der Terroristen gestanden. Nach einer wochenlangen Serie von Sprengstoffanschlägen ohne Personenschäden gegen die Häuser von Regierungsvertretern war am Mittwoch auch das Haus des Klerikers angegriffen worden.

Auf der Wirtschaftsmesse Expocruz wurde an einem Stand laut Angaben des Polizeichefs Victor Hugo Escóbar zudem eine »große Menge an Sprengstoff und Langwaffen großen Kalibers« sichergestellt, darunter ein Maschinengewehr und knetbarer C4-Militärsprengstoff. Diese wichtigste Messe Boliviens wird von der regionalen Wirtschaftselite organisiert.

Einflussreiche Organisationen wie das Unternehmerbündnis Cainco und das »Bürgerkomitee Pro Santa Cruz« stehen in offener Gegnerschaft zur regierenden Bewegung zum Sozialismus (MAS). Viele von ihnen sind Nachkommen kroatischer Einwanderer, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wegen ihrer Kollaboration mit den Hitlerfaschisten nach Südamerika geflohen waren.

Staatspräsident Morales wird nie zur Expocruz eingeladen, was bei seiner Anhängerschaft für großen Unmut sorgt. Ein Attentat auf die Messe als Symbol regionalen Selbstbewussteins, den Präfekten und sowie den regierungskritischen Kardinal wäre allein MAS-Parteigängern zugeschrieben worden. Für radikale Gegner der vom MAS proklamierten »demokratisch-kulturellen Revolution« wäre dies eine willkommene Verschärfung bestehender Rivalitäten zwischen andinem Hochland und amazonischer Tiefebene. »Spannungen, Durcheinander, Uneinigkeit und Angst provozieren, das unabhängige Handeln der Bevölkerung brechen – das sind die Absichten der Terroristen«, so Menschenrechtler Rolando Villena.

MAS-Gegner hätten die »internationale Bande von Terroristen und Söldnern« geschickt, beschuldigte der sozialistische Präsident die Rechte. »Sie haben versucht, mich durch Wahlen zu besiegen und sind gescheitert. Sie wollten mich durch einen bürgerlich-präfekturalen Staatsstreich beseitigen und sind gescheitert. Jetzt haben sie Söldner auf mich angesetzt und sind gescheitert. Hoffentlich scheitern sie für immer.«

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