Kollektive Urinprobe

  • Thomas Wieczorek
  • Lesedauer: 2 Min.

Während die Sportwelt quer durch alle Disziplinen über Dopingkontrollen und Strafen streitet, wurde im Fußball das Thema soeben »heimlich, still und leise« beerdigt. Dieser Tage nämlich hat der Fußballverband FIFA der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA diktiert, wo es in Sachen Dopingbekämpfung künftig langgeht.

Kern der Aussage: Die Würde des Fußballers ist unantastbar, und daher geht es die Dopingkontrolleure einen feuchten Kehricht an, was der einzelne Elitekicker beruflich und privat denn so treibt – vor allem mit seinem Körper. Daher unterliegt er künftig auch nicht mehr der im WADA-Kodex festgelegten individuellen Meldepflicht. Nur noch »das Team« wird kontrolliert. Spätestens hier gerät das ganze zur Klamotte: Wie zum Beispiel sollte eine kollektive Urinprobe aussehen? Würde nicht mancher Verein seinen Kader durch x-beliebige unbegabte, aber »saubere« Spieler ergänzen, nur um den durchschnittlichen Hämoglobinwert zu senken?

Aber sehen wir die Sache positiv: In jener Vereinbarung ist von den Dopingtests als »mangelnde Wahrung der Privatsphäre« der Spieler die Rede, die »sowohl politisch als auch rechtlich fragwürdig ist«. Erwächst hier nicht der mutige Widerstand gegen die von vielen befürchteten Polizeistaats-Fantasien gewisser Innenminister? Schafft also am Ende die FIFA mehr globale Menschenwürde als Amnesty International und Greenpeace zusammen?

Wirklich wertvoll aber ist der Beitrag zur Ehrlichkeit in unserer Gesellschaft: Fußball, der Spitzenfußball allemal, ist in erster Linie weniger eine Anleitung zur persönlichen Leibesübung als vielmehr Unterhaltung wie etwa ein guter Krimi: Es muss spannend sein.

Und – mal ehrlich: Wer hat sich jemals gefragt, ob Peter Sodann, Uwe Steimle oder Jan Josef Liefers bei ihren brillanten Tatort-Auftritten gedopt waren?

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