202 so genannte Straftaten gegen das Leben machten übers Jahr 0,042 Prozent aller 282 765 in Berlin registrierten Straftaten aus, wie in der Kriminalstatistik 2008 nachzuschlagen ist – 44 Morde (2007: 41) und 77 Totschlagsdelikte (97), hinzu zählen Fälle von fahrlässiger Tötung. 43 617 mal (-2,7 Prozent) wurde die Polizei zu Vorkommnissen gerufen, die in irgendeiner Weise mit Körperverletzungen zu tun hatten. Alles in allem gab es voriges Jahr jedoch weniger Gewaltverbrechen.
Das gilt auch für Raubüberfälle, die auf 6461 Fälle um 19,5 Prozent zurückgingen. Schlagzeilen der zurückliegenden Monate deuten allerdings an, dass die Täter immer jünger werden und/oder es immer brutaler zugeht. Noch unbekannt sind die jungen Leute, die in der Nacht zum vorigen Samstag nahezu im Stundenabstand mit Teleskopschlagstock und Messer Bürger bedrohten, teils verletzten und so die Herausgabe von Wertsachen, Handys und Geld erzwangen
Es dürfte auch kaum jemanden überrascht haben, dass wenige Tage zuvor ein siebenjähriger Knabe in Wedding eine 17-jährige Joggerin überfiel, um sie zu berauben. Eingangs dieses Monats war zudem eine dreiköpfige Gang von Mädchen unterwegs – 15, 14 und 13 Jahre alt, die Jüngste gilt als Anführerin. Sie waren auf Geld, Handys und EC-Karten aus und scheuten sich nicht, die Opfer mit Bierflaschen zu beschmeißen.
Keine Einzelfälle, doch immerhin: Die Zahl der tatverdächtigen Kinder ging um 1,2 Prozent auf 5585 zurück – mithin ist jede 25. Straftat das »Werk« eines Kindes.
Wenngleich das Polizeipräsidium darstellt, dass es sich um den niedrigsten Stand der Jugendkriminalität seit 1991 handelt, bleiben Gewerkschaft der Polizei (GdP) und die politische Opposition skeptisch, auch angesichts der Zahlen: 2008 konnte man 31 861 Tatverdächtige unter 21 Jahre ermitteln, immerhin 4,5 Prozent weniger als im Jahr davor.
Doch verweist die GdP darauf, dass der Anteil der Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung voriges Jahr um sieben Prozent abgenommen hat, seit 2005 gar um 21,4 Prozent. Das verschweigt die Statistik nicht. Es ist offenkundig keine Bewegung in diesem Bereich zu sehen, weder bei der Anzahl der Straftaten, der Täter noch der Opfer. Es gebe »keine Entlastung« – hier und bei vielen anderen Deliktfeldern spüre die Bevölkerung »den täglichen Niedergang von Recht und Gesetz in der Stadt«, kommentiert GdP-Landesvorsitzender Eberhard Schönberg das Zahlenwerk. Die Situation werde immer bedrohlicher. Er räumt allerdings ein, dass das Intensivtäterkonzept von Polizei und Staatsanwaltschaft sich auf einem guten Weg befindet. Hier sorgen immer die gleichen Sachbearbeiter bei Polizei und Staatsanwaltschaft gewissermaßen für zeitnahe Ahndung und Prävention, alles gewissermaßen aus einer Hand bei jenen jugendlichen Tätern, die bei mehr als zehn Raubüberfällen im Jahr erwischt werden.
1354 potenzielle jugendliche Täter behält die Polizei auf diese Weise im Auge. Angesichts eines überaus hohen Anteils von Migranten hieß es aus dem Polizeipräsidium, dass entscheidend für die Hintergründe nicht die Herkunft sei, sondern das schwierige soziale Milieu, aus dem im Falle des Falles Kriminalität wachse.
Anders als im statistischen Trend bei vielen anderen Straftaten deutet sich beim Thema Häusliche Gewalt gegenüber Ehefrauen oder Partnerinnen, auch Ehemännern und Partnern sowie Kindern ein weiterer Anstieg an, und zwar um 23,9 Prozent auf 16 382 Delikte (2007: 13 222). Wie es aus dem Polizeipräsidium hieß, werde jede vierte leichte und jede achte schwere Körperverletzung in der Familie verübt. Man geht davon aus, dass durch zuletzt verstärkte Debatten des Themas in der Öffentlichkeit und die Arbeit der sich zuständig fühlenden Vereine die Anzeigebereitschaft der Betroffenen, Nachbarn oder Verwandten gestiegen ist und insofern das Dunkelfeld weiter aufgehellt werden konnte – weniger Fälle, wird vermutet, gab es vorher nicht.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/147417.die-taeter-sind-juenger-und-brutaler.html