Baradei: Nordkorea ist Atomwaffenstaat

Behördenchef geht über US-Position hinaus

  • Lesedauer: 2 Min.
Nordkorea muss aus Sicht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) schon heute als Atomwaffenstaat eingestuft werden.

Peking (dpa/ND). IAEA-Chef Mohammed al-Baradei warnte am Montag vor Journalisten in Peking, Nordkorea könne innerhalb »von Monaten« sein Atomprogramm wieder in Betrieb nehmen. Deswegen müsse das Land so schnell wie möglich zurück an den Verhandlungstisch geholt werden. »Es ist in der Tat so, dass Nordkorea Atomwaffen besitzt«, sagte Baradei. »Ich mag es nicht, irgendein Land als Atomwaffenstaat anzuerkennen.« Doch gebe es mit Nordkorea heute neun Atomwaffenstaaten in der Welt (Russland, USA, China, Frankreich, Großbritannien, Israel, Indien, Pakistan, Nordkorea). »Wir müssen uns der Realität stellen.« Im Atomstreit mit Iran forderte der IAEA-Chef ein Entgegenkommen Teherans. »Die Amerikaner haben den ersten Schritt getan.«

Mit seinen Nordkorea-Äußerungen am Rande einer internationalen Konferenz über die Kernenergie in der chinesischen Hauptstadt ging der IAEA-Chef deutlich über die Position der USA hinaus, die das Land bisher nicht als Atomwaffenstaat anerkennen. Washington will nach Einschätzung von Beobachtern vermeiden, die Verhandlungsposition Nordkoreas zu stärken, indem das Land auf gleiche Augenhöhe mit den bisherigen offiziellen und De-facto-Atommächten gehoben wird.

Trotz des erklärten Ausstiegs Nordkoreas aus den Verhandlungen über ein Ende seines Atomwaffenprogramms müsse der Dialog mit Pjöngjang wieder aufgenommen werden, mahnte der IAEA-Chef. »Wir müssen eine Lösung finden, bevor sie wieder in den Bau ihres Atomarsenals einsteigen.« Es sei nur eine Frage der Zeit, bevor die Atomanlagen wieder angefahren werden. »Wir wissen nicht, wie weit sie abgebaut wurden«, sagte Baradei. Je länger der gegenwärtige Gesprächsstillstand andauere, umso schlimmer werde es für die internationale Gemeinschaft.

Nordkorea war als Reaktion auf die Kritik des Weltsicherheitsrates an seinem Raketenstart aus den Sechser-Gesprächen ausgestiegen. Daran nehmen neben Pjöngjang noch die USA, China, Südkorea, Japan und Russland teil. Unter Hinweis auf die neue US-Politik unter Präsident Barack Obama zeigte sich Baradei zuversichtlich über das Umfeld für neue Gespräche mit dem isolierten Land. »Ich bin optimistisch, was die Haltung angeht, keine Konfrontation zu suchen, sondern nach Gemeinsamkeiten zu streben, auf die aufgebaut wird.«

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