»Puh« ist auch eine Antwort

Uferweg am Griebnitzsee: Vor fünf Jahren wurde Platzeck um Unterstützung gebeten

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Erfolg hat bekanntlich viele Väter, beim Misserfolg ist die Drängelei nicht ganz so groß. Potsdam ist dabei, einen seiner schönsten öffentlichen Wege zu verlieren – den Uferweg am Griebnitzsee in Babelsberg. Private Anlieger haben dieser Tage mit der Sperrung eines Weges begonnen, der 20 Jahre lang frei zugänglich war.

Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) – er ist selbst Babelsberger – hat in diesem Zusammenhang die Stadtverwaltung scharf kritisiert. »Man hätte vor zweieinhalb Jahren das Gespräch suchen sollen«, sagte er. »Da waren die Eigentümer noch dazu bereit.«

Auf die Möglichkeit, einzugreifen in diesen Streit zwischen gut betuchten Neubabelsbergern mit Grundstücken am Griebnitzsee auf der einen und der Stadt Potsdam auf der anderen Seite, ist Platzeck selbst vor fünf Jahren aufmerksam gemacht worden. Und dieses Eingreifen hätte möglicherweise Schlimmeres verhindert.

Anfang Dezember 2004 hatte die Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm (Grüne) ihm einen diesbezüglichen Bittbrief geschickt. »Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, lieber Matthias«, stand darüber. Es ging in dem Schreiben um das so genannte Grüne Band, einen Biotopverbund, in den auch die einstigen Grenzanlagen um Westberlin herum einbezogen sind. Dazu gehört auch der Griebnitzseeweg. Er war einstmals tatsächlich ein gesperrter Postenstreifen entlang der Grenze DDR-Westberlin. Die Abgeordnete Behm hatte Platzeck gebeten, die von der Bundesregierung in Aussicht gestellte Möglichkeit zu nutzen und sich solche Grenzstreifen-Grundstücke unentgeltlich übertragen zu lassen. Sie bitte ihn »ebenso herzlich wie dringend«, für Brandenburg einen entsprechenden Übertragungsantrag herbeizuführen.

Neben diesem Briefabsatz steht der klare handschriftliche Kommentar, der in einem Wort besteht »Nein«. Frau Behm verwies des Weiteren »in diesem Kontext« in ihrem Brief auf die juristische Auseinandersetzung um den Grenzstreifen am Griebnitzsee. Sie legte dem Ministerpräsidenten ans Herz, dass eine »schnelle Flächensicherung« den Erhalt des umstrittenen Uferweges für die Allgemeinheit erleichtern würde, was im Sinne der Landeshauptstadt wäre. Sie dankte ihm im Voraus für die Unterstützung. Offenbar doch etwas voreilig, denn auch dieser Absatz wurde markiert und handschriftlich kurz kommentiert: »Puh«.

Offenbar wollte der Schreiber zum Ausdruck bringen, dass es ihm nicht geraten erscheint, sich in dieses Tauziehen einzumischen. Bleibt die Frage, wer auf Briefen herummalen kann, die an den Regierungschef persönlich gerichtet sind.

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