Matt in 61 Zügen

  • Carlos García Hernández, Schachlehrer
  • Lesedauer: 2 Min.

In der Stellung, die wir heute vorstellen, ist Weiß am Zug und gewinnt. Der Autor dieser Komposition ist Vitaly Halberstadt. Er wurde am 20. März 1903 in Odessa (Ukraine) geboren, aber er lebte fast sein ganzes Leben in Frankreich. Er starb am 25. Oktober 1967 in Paris. Halberstadt war einer der wichtigsten Schachkomponisten des 20. Jahrhunderts.

Unser heutiges Schachproblem hat er 1958 erschaffen. Die Könige sind weit von den g und f Linien entfernt und zwei Bauern fehlt nur ein Feld zur Umwandlung. Wichtig ist, dass der schwarze König auf einer vom h-Läufer dominierten Diagonale steht und dass der schwarze Springer g8 kontrolliert.

Lösung? Zuerst Halberstadts Lösungsvorschlag, der wirklich elegant ist: 1.Lh7!! [Es bedroht 2.g8D+] 1...Sg8! Die beste Verteidigung. Andere Varianten verlieren sofort [1...f1D?? 2.g8D+ Df6 3.Lxf6; 1...Ka2? 2.g8D+ Sxg8 3.Lxg8+ Kb1 4.Lc4 Kc2 5.Ld4] 2.Lxg8 Weiß erlaubt die Umwandlung! f1D 3.Lc4!! [3...Df5+?? 4.Lb5; 3...De1+? 4.Ka6] Dxc4 4.g8L+!! Das ist die wirkliche Genialität der Stellung [4.g8D+? Kb1 5.Dxc4 Patt] 4...Kb1 5.Lxc4 König und zwei Läufer gegen König, eine Stellung, in der unsere Leser kein Problem haben werden, Schachmatt zu erreichen, oder? Die Lösung von Halberstadt galt für mehr als 30 Jahre als einzig mögliche.

Doch dann programmierte Frederic Alois Friedel (Deutschland, *1945) im Jahr 1991 die erste Version des Schachcomputerprogrammes »Deep Fritz«. Als die Programmierer unsere Stellung bei Fritz eingaben, schlug das Programm diesen Zug vor: 1.Lc4!! Diesen »rationalen« Zug hatte schon Halberstadt analysiert, aber seiner Meinung nach ist die Stellung nach 1...Kb1 2.g8D Sxg8 3.Ld4 Kc2 Remis. Was war die Antwort von Fritz darauf? »Die Stellung ist ein Matt in 61 Zügen!«

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